Am Sonntag starteten wir in unsere zweite „Kulturwoche“.
Alex, Mat, Becks, Johanna und ich wurden in ein Dorf außerhalb Kathmandus
gebracht, wo wir die nächsten 2 Nächte bleiben sollten.
Dort schliefen wir Jungs bei Saman’s Famile (einem
Koordinator der RCDP). Die Mädels schliefen im Nachbarhaus bei einer anderen
Familie. Das Haus war nicht von schlechten Eltern. 4 Stockwerke, von denen aber
nur einer bewohnt war. Wahrscheinlich ist das Haus so was wie ein Statussymbol
hier. Den ersten Tag verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang durch das
idyllische Dörfchen mit schönem Blick auf Kathmandu. Sehr gegensätzlich zu der
nicht einmal 10 Minuten entfernten Hauptstadt ging es hier sehr ruhig und
friedlich zu. Viele Bauern, Kühe, Ziegen, Katzen und Büffel irrten in den
Straßen herum, die gesäumt von Cannabispflanzen durch die Hügelregion führten.
Den zweiten Tag starteten wir schon um 6 Uhr und hatten eine
5 Stunden Wanderung bei annähernd 40 Grad vor uns. Alles bergauf. Auf dem Weg
besichtigten wir einen wunderschönen buddhistischen Tempel und tranken um 10:30
Uhr auf dem Heimweg unser erstes Bier… Danach legten wir uns erstmal wieder hin
und spielten mit Samans Kindern im Haus. Zwei supersüße Mädchen. Abends halfen
wir noch seiner Frau beim Kochen und verspeisten anschließend das zubereitete
Daal Bhat auf dem Küchenboden.
Interessant war, dass Samans Frau erst anfing zu essen, wenn
er seines beendet hatte… Eine arrangierte Ehe wie er uns abends zwischen dem
nächsten Bier und ein paar Zigaretten erklärte.
Er war auf der Hochzeit seines Onkels, da sagten seine
Eltern, er solle sich ein Mädchen aussuchen. Nach einem 5 minütigem Gespräch
mit ihr wurde die Ehe am nächsten Tag arrangiert. Bis heute sind sie glücklich.
Arrangierte Ehen sind in Nepal weit verbreitet (besonders bei den Hindus),
obgleich es auch viele „Liebesehen“ gibt. Das kommt ganz auf die Kaste, bzw.
die Tradition der Familie an. „You
marry the girl you love- we love the girl we marry“, sagen hier alle dazu. Vielleicht ist da
was dran, interessant ist es allemal.
Und die Scheidungsrate liegt bei unter 2%.
Am nächsten Tag starteten wir abermals um 6 Uhr morgens und
wurden ca. 3 Stunden Richtung Chitwan (im Terai- im Süden Nepals) gefahren.
Dort sollte es heute ans Rafting gehen.
Wir setzten uns in unser Boot und fuhren 3 Stunden lang den atemberaubenden
Fluss entlang. Tief in einer Schlucht gelegen mit eiskaltem Himalaya
Schmelzwasser, kämpften wir uns durch zahlreiche Stromschnellen oder ließen uns
einfach so ohne Boot, schwimmend von der Strömung treiben. Spektakulär, wie
viel Power so ein Fluss hat, das ein oder andere Mal waren wir kurz davor zu
kentern…
Den Abend verbrachten wir in einer wunderschönen Anlage
direkt am Fluss und übernachteten in Zelten (mit Bett).
Die Rafting- Guide hatten so allerhand Bier und pflanzliche
Heilmittel parat, und so unterhielten wir uns bis spät in den Abend hinein mit
ihnen, die Füße im Wasser hängend, wo nur das Zirpen der Grillen und das Quaken
der Frösche zu hören waren. Eine echt tolle Erfahrung und ein spektakulärere
Raftingausflug!
Daraufhin fuhren wir weitere 3 Stunden in den Chitwan-
National- Park.
Rhinozerosse, Tiger, wilde Elefanten, Affen, Hirsche,
Krokodile….
Den ersten Tag verbrachten wir mit einem Ausflug zu einem
„Tharu- Dorf“ , dem traditionellen Volksstamm der Chitwan Region. Sie wohnen
bis heute teilweise in Lehmhäusern und praktizieren ihre eigenen Sitten und
Gebräuche. Auch der anschließende Museumsbesuch war sehr aufschlussreich, da
sie im Zuge des Nationalparks, ihre Lebensräume verlassen mussten- um die Natur
zu schützen und die Jagd auf die Tiere bzw. der Rodung des Waldes Einhalt zu
gebieten…
Wir besuchten noch eine Elefanten Aufzucht Station, bei der
die Elefanten allerdings angekettet herumstanden und nur dazu da waren sich zu
vermehren. Als wir dann allerdings auf Hirschschau gehen wollten, direkt neben
dem Breading Center, rief auf einmal unser Guide: „Run, Run, Run!!“
Wir uns umgesehen, unser Guide schon 100m voraus. Also
nichts wie hinterher ohne zu wissen was abging. Kamera in der Hand, weil wir
dachten, es wäre ein Tiger.
Aber nein, unser Guide klärte uns auf. „Ronaldo“ war
gekommen. Ein wilder Elefant der im letzten Monat 5 Menschen getötet hatte. Er
war auf Brautschau im Breading Center. Elefanten können bis zu 45 kmh schnell
rennen, also wenn er Fährte auf uns genommen hätte, hätte es ein nicht allzu
schönes Ende geben können….In sicherer Entfernung machten wir einige Fotos von
ihm, und schauten den Securities zu, wie sie versuchten Ronaldo zu vertreiben.
Abends besuchten wir noch eine Tharu Tanzveranstaltung, bei
der die Menschen spektakuläre Tänze vorführten. Sie schlugen so stark Stock auf
Stock, dass man teilweise meinte, wenn einer daneben trifft, hat es sich für
den anderen erledigt. Das alles tanzend versteht sich.
Am Freitag ging es dann auf Safari. Zuerst einmal stand eine
Kanutour auf dem Fluss an. In einem Einbaum sitzend fuhren wir zu siebt den
Fluss entlang. Man durfte sich nicht nach links oder rechts bewegen, weil dann
das Boot gekentert wäre… Und sich im Fluss Krokodile tummelten.
Wir sahen gleich auch eins. „Das da hat letzte Woche einen
Menschen in zwei Teile gerissen“ klärte uns der Guide auf. Also alle den Atem
angehalten und verharrt bis das Ungetüm wieder abgesunken war… Man getraute
sich nicht mal den Foto rauszuholen…
Anschließend gingen wir zum Jungle Walk. 3 Stunden liefen
wir durch dichten Regenwald und begaben uns auf Tierschau. Zuerst hatten wir
kein Glück und so sahen wir außer Hirschen, Rehen, Skorpionen, Riesenspinnen,
Blutegeln und einem Affenschädel nichts weiter. Bis dann Bali (der Guide) einen
Rhinozerosshaufen entdeckte. Kurz daran geschnüffelt, gefühlt und dann die Jagd
aufgenommen. Kurze Zeit später verharrte er, lauschte und lief weiter 3
Minuten. Dann blieb er stehen und ermahnte uns sehr ruhig zu sein. Und
tatsächlich. Da stand ein Prachtexemplar. Es verweilte in einem Tümpel und
stierte direkt auf uns. Dann ließ es einen Schrei und rannte in entgegen gesetzter
Richtung davon.
Mit viel Adrenalin im Blut setzten wir unseren Weg zur Badestation der Elefanten fort. Dort setzten wir uns auf einen Vierbeiner und gingen mit ihm ins Wasser und badeten. Pitschnass und abermals eine Erfahrung reicher, gönnten wir uns erstmal einen Mittagsschlaf. Es war drückend heiß (40 °C + ) also konnte man zwischen 13 und 15 Uhr eigentlich nichts machen.
Um 16 Uhr ging es dann zum Elefanten reiten. 2 Stunden
quälte sich unser Elefant durch den Dschungel und bekam dabei den einen oder
anderen Schlag unseres Mahouts ab. Nunja, sonderlich Spaß gemacht hat es nicht,
Tiere bekamen wir (außer Rehen und Affen) nicht zu Gesicht, was aber bestimmt
auch teilweise an den üblichen chinesischen Touristen lag, die meinten im
Elefanten vor uns laut rumschreien zu müssen und Fotos von allem zu machen was
auf einem Elefanten sitzt. Aber auch mit Tieren hätte das Elefantenreiten nicht
sonderlich Spaß gemacht, so wie die Tiere behandelt werden….
Am Samstag fuhren Alex und ich zurück nach Kathmandu.
Die Woche war fantastisch schön und abwechslungsreich, und
ich hab einige wirklich sehr tolle Menschen kennen gelernt.
Heute gehe ich zurück ins Waisenhaus und werde dort die
nächsten acht Wochen bleiben.
Abstimmungen gibt es ab jetzt ca. jede Woche, sodass ich in
jeder Woche einen Post veröffentlichen kann, wenn ich die Zeit dazu finde.
Also schön weiter abstimmen, und den Sommer im endlich
warmen Deutschland genießen!
Lieber Jonas! Das ist echt toll, wie und was du geschrieben hast!! Ich habe es gleich zwei Mal gelesen. Man muss fast aufpassen, nicht neidisch zu werden.
AntwortenLöschenDie Geschichte mit Ronaldo (ich hatte ihn mir ganz anders vorgestellt :-) ) klingt ja wirklich nicht spaßig, als wir auf dem Handy dazu schrieben, kam es mir viel witziger vor. Aber die Situation war ja wirklich sehr ernst. Sind die Guides eigentlich bewaffnet, um bei Gefahr einzuschreiten? Sicher nicht, denn eigentlich haben die Tiere in einem Nationalpark auch das Recht, nach ihren "Gewohnheiten" zu leben. Trotzdem ist es natürlich gefährlich!! Dass du von den Spinnen und Skorpionen so beiläufig erzählst ... Igitt! Die wollte ich fast noch weniger treffen.
Pol Pots Lächeln habe ich fertig gelesen. Ein geniales Buch! Die Roten Khmer bleiben in meinen Augen Massenmörder und Verbrecher, auch wenn man beim Lesen einen differenzierteren Blick auf die Geschichte bekommt. Nun bin ich neugierig auf das Buch von Vann Nath.
Der Sommer legt hier heute übrigens eine Pause ein. Das war ihm wahrscheinlich doch zu anstrengend, sich ein paar Tage zu zeigen. Aber auch hier gilt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt.
Tja, nun bist du wieder in der Realität angekommen: das Waisenhaus. Ich hoffe, dass deine Erfahrungen auf eine andere Art genauso bereichernd werden. Du weißt wenigstens, dass deine Arbeit dort einen Sinn macht und dass du gebraucht wirst.
Lass es dir gut gehen! Ich drücke dich ganz fest!!!
Hansjörg
Sehr interessant!! Lesen bildet!
AntwortenLöschenHier meine Fragen:
1. Bin geschockt, dass es Riesenspinnen gibt. Und diese Sensation erwähnst du in einem Nebensatz. Wie gross sind diese Tarantulas? Sind sie giftig? Laufen die auch in Kathmandu rum? Audios/Videos dazu wären super!
2. Alexs, Mat, Backs, Johanna...arbeiten die auch? Oder sind das Touristen?
3. Cannabispflanzen...sind die für den Export bestimmt?
4. Warum fängt am Ronaldo nicht ein?
5. Welche Rolle spielt das Kastensystem im Alltag? Was halten die Maoisten davon?
6. Im Winter wird es im Chitwan Nationalpark auch kalt, oder? Krokodile im Winter, kann ich mir nicht vorstellen. Halten die Winterschlaf? Oder verschwinden die in wärmere Regionen?
7. Wird der Wald abgeholzt?
8. Du schreibst von chinesischen Touristen. Das liegt ja um die Ecke. Planst du einen Abstecher nach China?
9. Der abgebrannte Tanklaster...welche Geschichte steckt dahinter?
10. Wie schmeckt das nepalesische Bier? Gibt es auch Schnäpse, etc.?
1. Giftig sind bestimmt einige, eine richtig große, Vogelspinne, habe ich nicht gesehen.
Löschen2. Die arbeiten auch alle, verschiedene Projekte, verschiedene Orte.
3. Bestimmt. Aber sie haben auch viel Eigenbedarf.
4. Weil er ein Elefant ist, der eben dort lebt. Naturschutzgebiet und Nationalpark, da geht das nicht so einfach.
5. Im Alltag spielt es eigentlich keine große Rolle. An der Regierung bzw. Spitzenämtern sind aber meistens hohe Kasten.
6. Im Winter kann die Temperatur in Chitwan bis zu 20 Grad sinken.
7. Ja!
8. Leider nein. Tibet würde ich gerne, ist aber nicht so einfach.
9. Der sollte eigentlich nur die Dramatik der Strecke hervorheben. Die Geschichte der Menschen in dem Auto wäre interessant zu wissen, wie die geendet hatte.
10. Bier schmeckt sehr gut. Es gibt alles. Khukri Schnaps und Everest Whiskey. Auch Wein, den braucht man allerdings nicht versuchen. Schmeckt nach Abgestandenem 1€ Wein.
wo ist mein kommentar geblieben? hast ihn gelöscht???
AntwortenLöschenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Yeti
AntwortenLöschenLies mal nach! Sehr interessant!
Könntest du bitte einen Ausflug ins Kloster Khumjung in Khumbu machen? Bin gespannt, was du von dort berichten kannst! Danke!