Sonntag, 30. Juni 2013

Sati- Witwenverbrennung in Indien und Nepal

Wir schreiben das Jahr 1750. Pabitra. 19 Jahre. Frisch verheiratet. In ihrem Bauch wächst gerade ein kleiner Junge heran. Ihr Mann? Ein Farmer. Sie leben im Grenzland zwischen Nepal und Tibet. Eine arrangierte Ehe. Pabitra ist glücklich, sie hat alles was sie braucht. Genug Essen, eine Familie und auch die Verwandten ihres Mannes sind gut zu ihr.
Dann kommt der Monsun. Eines Abends kommt ihr Mann nicht mehr von den Feldern zurück. Am Morgen erfährt sie, dass es eine Schlammlawine gegeben hat. Ihr Mann wird geborgen- tot.
2 Tage später findet das Begräbnis statt. Nach hinduistischem Brauch wird der Leichnam des Mannes verbrannt. Pabitra läuft an vorderster Front des Trauerzuges. Sie ist weiß gekleidet.
Es sind die letzten Minuten ihres Lebens. Gleich wird sie sich in den Scheiterhaufen zu ihrem Mann legen. Keiner trauert um sie. Das ist ihre Pflicht. Wird erwartet. Auch Pabitra trauert nicht. Der Tod ist eine schönere Vorstellung als das Leben als Witwe.

Was ist dieser Sati?
Der Name leitet sich ab von der Göttin Sati, die sich selbst verbrannte, nachdem ihr Vater es versäumt hatte, ihren Gatten Shiva zu einem Festmahl einzuladen. Der Ursprung der Witwenverbrennung ist aber unbekannt.
Die ersten Erwähnungen von Witwenverbrennungen finden sich in den alten indischen Epen aus dem Jahre 316 v. Chr. Diese berichten, dass sich die Frau eines indischen Generals, der in der Schlacht gefallen war, mit dem Leichnam ihres Mannes auf dessen Scheiterhaufen verbrenne ließ.
In den ersten Jahrhundert nach Christus war der Sati fest in der hinduistischen Kultur verankert. Witwen hatten denselben Status wie Aussätzige, und so zogen viele den Tod einem Leben in Schmach vor. Eine Wiederheirat war ausgeschlossen, eine Frau gehörte auch nach dem Tod an die Seite ihres Mannes. Allein der Blick bzw. die Stimme eine Witwe galt als Fluch und ihre Anwesenheit verbreitete Unglück in der ganzen Gemeinschaft.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden tausende Sati vollzogen. Oft wurden die Frauen in das Feuer gezwungen, wenn sie sich weigerten, wurden sie von dem Familienangehörigen mit Eisenstäben in das Feuer gestoßen. Viele gingen jedoch völlig freiwillig in den Feuertod.
Eine Variante des Sati war der Jauhar- die Massenverbrennung. Wenn feindliche Armeen kurz davor standen eine Stadt einzunehmen verbrannten sich tausende von Frauen und Kindern um den Vergewaltigungen zu entgehen. So geschehen in Chitorgah in Rajasthan als sich im Jahre 1535 13000 Frauen verbrannten.
Die ersten Maßnahmen gegen Sati wurden von den muslimischen Herrschern im Nordindien eingeführt. Dabei hatte die Frau vorher eine Genehmigung zu unterschreiben, dass sie freiwillig in den Tod ging. Aber auch das wurde nicht besonders gut eingehalten und so wurden Frauen zu der Unterzeichnung gezwungen.
Im Jahr 1510 ergriffen die Portugiesen strenge Maßnahmen gegen Sati. So wurden Familienangehörige, die die Frau zum Tode zwangen streng bestraft. Schon bald galt der Sati in den portugiesisch besetzten Gebieten als beseitigt.
Die Briten gingen das Problem viel langsamer an. Erst im 19. Jahrhundert verabschiedeten sie ein Gesetz gegen Sati, da die sie Angst vor Aufständen in der Bevölkerung hatten, die aber dann ausblieben. Ende des 19. Jahrhunderts versuchte ein fortschrittlicher Inder, Jang Bahadur Shah, gegen die Witwenverbrennung anzukämpfen. Er sollte aber zum Scheitern verurteilt werden, nach seinem Tod bestanden drei seiner Frauen darauf mit ihm verbrannt zu werden.

Im Jahr 1920verbschiedete der Premierminister ein Gesetz gegen die Witwenverbrennung und schwor damit den Zorn vieler Hindus hervor- auch vieler Frauen.

Aber warum? Warum haben sich die Hindus so verhalten?

Gelegentlich wurde die Ansicht vertreten, dass der Sati die Perversion eines alten Hindu- Brauches war. Hierbei legte sich die Witwe neben den Scheiterhaufen ihres Mannes und symbolisierte somit ihren eigenen Tod. Nach einiger Zeit wurde sie von den Verwandten wieder ins Leben gezogen. Der deutsche Indologe Friedrich Max- Müller hat allerdings eine ganz andere Erklärung. Laut Müller beruht der Sati auf einer Fälschung eines Sanskrit- Manuals. Ursprünglich war propagiert, dass die Witwe an der Spitze des Trauerzuges zu gehen hatte. „An der Spitze“ heißt auf Sanskrit „agre“. Durch einen kleinen Federstreich wechselten die Hindu- Priester dieses aber in „agneh“ – „ins Feuer“.
Das Fälschen von Schriften war keine Seltenheit. Die Witwen wurden Opfer eines dramatischen Betrugs.

Warum taten die Hindu- Priester das?
In ihren Augen war die Frau der Quell alles Bösen. „ Ein Mann mit einhundert Zungen, der einhundert Jahre alt werden würde, wäre nicht dazu imstande, all die Laster und Fehler der Frau aufzuzeigen.“
Sehr interessant ist, dass die Hindi- Vokabel „Prostituierte“ (randi) mit dem Hindi- Begrff „Witwe“ (randa) verwandt ist. Von der Witwe zur Prostituierten war es nur ein kleiner Schritt.
Gegen Prostituierte und Frauen in ihren Tempeln hatten die Brahmanen allerdings dann wiederum nichts.

Und heute?
Offiziell gilt der Sati als beendet. Doch es gibt immer noch mysteriöse Fälle von verschwunden Witwen. Vor allem im indischen Rajasthan. In Nepal gibt es (offiziellen Angaben nach) keinen Sati. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass in entlegenen Gebieten noch Menschenopfer gebracht werden. Selbst in Kathmandu gibt es noch Augenzeugen von Menschenopfern, die im hinduistischen Tempel Dakshankali (dem Tempel, den wir vor 2 Wochen besucht haben) vollbracht wurden.

Wir schreiben das Jahr 1705. König Yoganarendra von Patan wird vergiftet. Ein angesehener König. Seinem Volk geht es gut.
Er hatte viele Ehefrauen. Viele Kinder. Noch mehr Enkel.
Der Scheiterhaufen ist riesig. 31 seiner Frauen verbrennen sich. Die höchste Zahl die jemals in Nepal verzeichnet worden war.



Wochenrückblick:

In dieser Woche verbrachte ich viel Zeit bei Jeevan, meinem Shopkeeper um die Ecke. Wir redeten über Nepal und mit wurde einmal mehr bewusst, wie glücklich wir uns in Deutschland schätzen können.
Auch das Moskito- Problem habe ich voll in Angriff genommen und so versprühe ich jeden Abend literweiße Moskito-Killer Spray im Zimmer. Bevor ich dann ins Bett gehe, werden erstmal 20 Moskitos aufgesammelt die ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Wäre da nicht der alltäglich bis 22 Uhr andauernde Lärm, der um 5 Uhr früh wieder einsetzt, könnte ich mittlerweile echt gut schlafen. An das Bett habe ich mich gewöhnt. Am Mittwoch war wieder Spender-Tag. Da die Kinder kaum Schulbücher haben und oft keine Hausaufgaben deshalb machen können, kauften wir eine ganze Menge Bücher und bezahlten noch ein bisschen die Schulgebühr. Danke hierfür an Familie Lumpp und alle Spender!
Als ich mir dann die Schule anschaute und in eine 10. Klasse reinging, standen auf einmal alle auf und sprachen "Namaste, Sir" im Chor. Ich wusste erstmal nicht was ich machen soll und sagte halt auch "Namaste". Sie standen solange bis der Direktor ihnen sagte sie könnten sich wieder setzen.
Das Dal Baht wird so langsam zum echten Problem und mein Magen machte diese Woche nicht mehr mit, aber was will man machen, eine Alternative gibt es wohl nicht.
Ansonsten wurde mir nepalesischer Tanzunterricht gegeben, und ich lernte das ein oder andere nepalesische Curry Gericht.
Auch einige Zweifel bzw. Ungereimtheiten fallen mir mittlerweile hier auf. So wurde zum Beispiel einem jungen, der eine übel aussehende Ohrinfektion hat, einfach ein paar Ohrtropfen ins Ohr gemacht- „medicine, tomorrow better“. Von wegen. Auch als ich fragte, ob Guru immer noch ihre Medizin gegen die Stiche nimmt, fragte er mich ob sie überhaupt noch Stiche habe. Als ich ihm sagte, er solle doch einfach mal schauen, meinte er nur dass die Medizin alle ist. Puh. Bin gespannt wie sich das weiter entwickelt. Ist ja alles gut ein Waisenhaus aufzuziehen, aber da viele Horrorgeschichten kursieren halte ich hier meine Augen offen. Vertrauen tue ich ihnen nicht. Und alles was ich hier mache ist für die Kinder und nicht für seine Familie, und das ist ja das warum ich hergekommen bin.
Auch als ich eines der älteren Mädels mal zur Rede stellte warum sie einfach so die Kleinen schlägt meinte sie nur „Nepal is different“. Na dann. Als ich sie dann fragte, ob sie wollte, dass ich sie schlage, meinte sie nur in der Schule und früher wurde sie auch geschlagen.  Mittlerweile wird auch schon das nächste Mädchen zur „Polizistin“ ausgebildet. Dass man dagegen nichts unternehmen kann ist schon schwer.
Gestern traf ich mich wieder mit Sha in Thamel. Wir gingen hervorragende Pizza essen, tranken Bier und gönnten uns Eis. Den Sonntag braucht man hier wirklich.
Aber die Kids sind immer noch fantastisch. Sie sind nun so gut wie völlig aufgetaut und haben kaum Hemmungen mehr vor mir. Die Zeit mit ihnen ist wirklich superschön.


Bis dahin, und bis nächste Woche!



Pardip, Nani, Pabitra, Sarisma, Bisu


Endlich "Mensch-ärgere-dich- nicht!"



Manjary Secondary Highschool


Sangbo freut sich über neue Bücher


Dal Baht Power. 

Montag, 24. Juni 2013

Die Rolle der Frau

„ Lachfältchen um die schrägen Augen einer alten Tibeterin; der kahlgeschorene Schädel eine Brahmanen- Witwe; die tätowierten Schenkel eine verheirateten Tharu- Frau; der scchwarze Rock eine Jhapu- Bäuerin; die Löcher in den Ohren unverheirateter Mädchen;- angesichts der ethnischen Vielfalt Nepals gibt es weder ein typisches Gesicht „der“ Nepali- Frau, noch eine typische Silhouette, noch eine typische Tracht.“
Die Unterschiede variieren von Nord nach Süd. Im Terai unterscheiden sich die Frauen kaum von ihren indischen Nachbarn, im Norden weisen sie große Ähnlichkeiten mit den mongoloiden Gesichtszügen der Tibeterinnen auf.

Fast die hälfte der Nepalesinnen gehen eine von ihren Verwandten arrangierte Ehe ein. Es überwiegt die monogame Ehe, die auch gesetzlich vorgeschrieben ist, dennoch ist es in abgelegen Regionen, bzw. bei bestimmten Volksgruppen üblich, sich mehrere Frauen ins Haus zu holen. Meistens dann, wenn ein Paar keine Nachkommen hat, geht der Mann eine zweite oder auch dritte Ehe ein; häufig heiratet er dabei die jüngere Schwester seiner ersten Frau.
Bei tibetischen Volksgruppen gibt es teilweise die fraternale Polyandrie- dabei heiraten Brüder dieselbe Frau. Diese Heiratsform ist eng mit wirtschaftlichen Erfordernissen verknüpft.
Bei allen arrangierten Ehen hat die Frau wenig Mitspracherecht.
Mein Koordinator vor Ort, erzählte mit bei dem Homestay vor ein paar Wochen, dass er vor der Hochzeit 5 Minuten mit seiner Frau geredet hat (siehe Blog).
Die Heirat ist ein großer Einschnitt in das Leben der Frau. Sie verlässt das Elternhaus und zieht in das Haus des Mannes und wohnt dort mit dessen Verwandten. Oft wird auch eine Hochzeit arrangiert, bei der die Tochter in verwandtschaftliche Häuser zieht. Z.b. heiraten sie oft den Sohn der Schwester des Vaters, damit sie in den Haushalt der Tante ziehen und somit in ein vertrautes Umfeld; dort werden sie dann auch oftmals besser behandelt.
Der Kontakt mit den Eltern bleibt aber immer bestehen, besonders bei Festen und rituellen Ereignissen zieht es die Kinder zurück ins Elternhaus.

Nepalesische Frauen arbeiten vornehmlich im Haushalt. Sie sind für alles zuständig was daheim anfällt und haben oft keine gute Bildung genossen. Sie kochen, putzen, waschen, ziehen die Kinder groß, arbeiten auf den Feldern…. Durchschnittlich arbeitet eine Frau 11 Stunden am Tag (Männer ca. 3,5 Stunden weniger). Wenn das Geld des Mannes nicht reicht, muss die Frau zusätzlich in einem Laden, Tee- Shop oder als Saisonarbeiterin außerhalb ihrer Heimat Geld verdienen.

Ein großer Unterschied besteht auch bei der Religionszugehörigkeit. So z.B. zwischen dem toleranteren tibetischen Frauenbild und dem klassisch hinduistischen. Die Mehrheit der Hindu- Frauen unterhält sich nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit den männlichen Angehörigen und müssen zusätzlich eine menge Vorschriften beachten:
  1. Sie dürfen den älteren Bruder ihres Mannes nicht berühren.
  2. Sie dürfen den Namen ihres Mannes nicht aussprechen.
  3. Sie müssen gegenüber ihrem Schwiegervater ihr Gesicht verdecken.

Aber auch bei den tibetischen Volksgruppen genießen die Frauen nicht die gleichen Rechte wie die Männer. Sie dürfen zwar über eigenes Einkommen verfügen, sind aber bei der Erbfolge stark benachteiligt.

So frei sich manche Nepalesinnen im Alltag geben, so sind sie doch vom Einfluss auf den politischen Prozess praktisch ausgeschlossen. Tausende Unterkasten- Mädchen werden noch immer jedes Jahr an indische Bordelle verkauft. Ein Unterkasten Mädchen ist schwer zu verheiraten.
Es gibt aber auch die andere, die „moderne“, Seite der nepalesischen Frau. Diese leben vorrangig in und um Kathmandu. Viele Mädchen gehen zur Schule und auf die Universität. Sie sind gebildet und werden mal eine gute Arbeit haben. Wen sie heiraten dürfen, hängt von ihrer Familie ab. Aber immerhin gibt es an die 50% „Liebesehen“ in Nepal. Sie arbeiten bei der Polizei, beim Militär oder betreiben ihren eigenen Laden. Sie sind Angestellte in Büros und bei größeren Firmen.
Das Bild der Frau ist im Wandel. Zwar gibt es täglich Vergewaltigungen, aber diese tauchen in der Zeitung auf mit vollem Namen des Vergewaltigers, der dann jahrelang ins Gefängnis wandert.
Auch ist es nur noch sehr, sehr selten, dass Männer ihre Frauen töten, um eine neue Frau heiraten zu können. Falls so etwas geschieht ist es tagelang Topthema in den Nachrichten.

Dennoch, dass Mädchen in westlicher Kleidung, oder gar kurzen Röcken herumlaufen passiert so gut wie gar nicht. Junge Mädchen aus toleranten Familien tragen entweder lange Röcke, Jeans und eine normale Bluse. Viele sind in traditionelle Kleidung gekleidet.
Eine Beziehung oder sogar Sex vor der Ehe ist aber dennoch so gut wie ausgeschlossen.
In meiner Zeit bisher habe ich ein einziges Händchen haltendes Paar gesehen. Erstens zeigt man das nicht in der Öffentlichkeit und zweitens ist es oftmals verpönt einen Partner vor der Ehe zu haben.

Interessant war vor einigen Tagen die Begegnung mit einer jungen Frau in Thamel. Sie trug ein kurzes weißes Kleid und offene Haare. „Eine Prostituierte“ sagte ich mir sofort. Jeder Mann kam aus dem Laden gelaufen um sich diese Besonderheit anzuschauen, sie grinsten, tuschelten und riefen ihren Mitarbeiter heran. Entgegenkommende Männer blieben stehen, drehten sich um und glotzten ihr nach.
Frauen konnten ihren Augen nicht trauen, sie verzogen keine Mine, grinsten nicht, sondern schüttelten nur den Kopf.
Eine junge Frau, die in Europa nicht einmal auffallen würde.

Wie auch immer: Das Bild der Frau ist in Nepal stark abhängig von Bildungsstand, ethnischer Zugehörigkeit und Tradition der Familie.
Von der Gleichberechtigung sind sie aber noch hunderte Jahre entfernt, und das wird sich womöglich auch leider nur sehr, sehr langsam ändern.
Viele Frauen finden sich mit ihrem Schicksal ab, es gibt kaum Demonstrationen für Gleichberechtigung oder für die Freiheit der Frau. Vielleicht haben sie Angst vor den Reaktionen, vielleicht sehen sie es als ihr Schicksal an, vielleicht sind sie aber auch glücklich mit ihrer Rolle als Chefin des Haushaltes.

Stirbt der Ehemann der Frau, so ist es für die Witwe sehr, sehr schwer Kinder und sich selbst zu versorgen. Sie bekommen ca. 4 € im Monat vom Staat und finden kaum eine Arbeit. Zusätzlich sind sie Gehässigkeiten und starker Unterdrückung der Männer ausgesetzt. Da sie als wehrlos gelten werden sie viel öfter Opfer von Vergewaltigungen und Schikanierungen. 
Eine neue Ehe einzugehen ist grundsätzlich möglich, aber so gut wie garnicht verbreitet. 

Als weibliche Touristin muss man sich aber keinerlei Gedanken machen. Die Nepalesen sind ein so herzliches Volk; überfreundlich und freuen sich über jeden Besucher der in ihr Land kommt und sich mit ihnen unterhält. Dennoch sollte man sich der Kultur ein klein wenig anpassen und keine Hotpants, trägerlose Oberteile oder sonstiges tragen.
Wer nach Nepal kommt, sollte sich den Traditionen Bewusst sein und egal ob man es gut oder schlecht findet sich dessen soweit wie möglich anpassen.
Vergewaltigungen wie kürzlich in Indien sind in Nepal nie passiert.


Wochenrückblick:

Diese Woche passierte eigentlich nichts Spektakuläres. Wir gingen Medizin kaufen, da die Ausschläge bei zwei Mädchen zwar besser geworden aber immer noch nicht besiegt worden sind.
Die Mittage verbrachte ich meist hier, hielt Mittagsschlaf, da die Nächte dank tausender Moskitos zur Qual wurden.
In 15 Tagen soll der Monsun nun endgültig hier sein. Bisher dachte ich, dass er schon längst da wäre, ich kann mir nicht vorstellen wie es aussehen soll wenn es so richtig regnet. Bisher gab es (Stand Donnerstag) 50 Tote in Nepal durch Flut und Erdrutsche. Wenn die Regenzeit erst beginnt werden es wohl noch hunderte oder tausende mehr.
Das Wetter ist aber dementsprechend angenehm. Bei 30 Grad und meist bewölktem Himmel weht ein kleiner Wind, was die Tage und Nächte erträglich macht.
Den Kindern geht es gut, diese Woche sind auch die zwei letzten aufgetaut und haben keine Angst mehr vor mir.
Seid Donnerstag sind 2 neue Freiwillige hier, die 2 Wochen hier bleiben werden. Schlafen tun sie aber im anderen Gebäude, so habe ich weiterhin mein Zimmer für mich.
Dahl Bhat schmeckt immer noch, bin gespannt auf wie viele Dahl Bhats ich am Ende komme. Strichliste führe ich.
Am Sonntag fuhr ich zusammen mit Sha, der Freiwilligen aus Singapur, nach Bakhtapur.
Mit das schönste was ich bisher in Nepal gesehen hab. Eine uralte Tempelstadt bei der man sich um mindestens 500 Jahre zurückversetzt fühlt. Alte Backsteintempel, kaum Verkehr, ein mittelalterlicher Stadtkern und natürlich ein gigantischer Durbar Square.
Bakhtpur liegt nur ca. 15km östlich von Kathmandu und ist somit in einem Tagesausflug leicht zu erreichen und zu erkunden. Ein Muss für alle, die nach Nepal kommen und sicherlich nicht das letzte mal, dass ich dort gewesen bin…


Neue Abstimmung ist bereit: Wer sich fragt warum immer wieder „Entwicklungsland Nepal“ auftaucht – das Thema mit den zweit meisten Stimmen wird übernommen ;-)





Bakhtapur Durbar Square



Nyatapola- Tempel, Taumadi Tol- Bakhtapaur


Straßenszene in Bakhtapur



Nimar, Bisu, Pabitra, Sarisma, Durga, Nani, Guru, in Orange Pradip




Bisu, Pabitra, Pradip, Sarisma

Samstag, 15. Juni 2013

Die Gurkhas

„Durch die Dunkelheit blitzt grell Schussfeuer. Als Lal Bahadur Thapa versucht, sich den Weg durch eine Schneise zu bahnen, springt er die mit Maschinengewehren ausgerüsteten Wachtposten an und schlitzt zwei der feindlichen Soldaten mit seinem Khukri die Kehle durch. Robbend erreicht er die Anhöhe, wobei zwei weitere Männer seinem krummen Messer zum Opfer fallen.
Gurkha Lal Bahadur wird kurze Zeit später mit dem Victoria Cross, Englands höchstem Orden, für seine Tapferkeit im 2. Weltkrieg ausgezeichnet.“

Wer sind diese Gurkhas?
Namensgeber der Soldaten ist das kleine Städtchen „Gurkha“ unweit von Kathmandu.
Bis in das 18. Jahrhundert hinein war Nepal ein von hunderten Königen regiertes Reich. Bis schließlich im Jahre 1768 der König „Gurkhas“ die Tapferkeit seiner Soldaten unter Beweis stellte, und ganz Nepal eroberte und zu seinem Reich krönte.

Im Jahre 1816 setzten die Briten ihre Expansionsphase fort und eroberten weite Teile des Reiches. Die Briten sind aber so stark angetan von der Kampfkraft der Nepalesen, dass sie einen Vertrag unterzeichnen lassen, welcher besagt, Männer für ihre Kolonialkriege einziehen zu dürfen- die legendären Gurkha- Regimenter waren geboren.
Sie dienten der britischen Armee u.A. in Malaysia, Indonesien, Hongkong, Brunei und Zypern. Außerdem im 2. Weltkrieg.
Zuletzt sind die Gurkhas 1982 im Falklandkrieg ihren Ruf wieder gerecht geworden. BBC berichtete: „ Als die Gurkhas auf argentinische Stellungen vorrückten, ließ man dort die Gewehre fallen und Mörser und Maschinengewehre im Stich.“ Der einzige im Falklandkrieg gefallen Gurkha verlor sein Leben, als er nach argentinischen Minen suchte.

Das Wort Gurkha hat seinen Ursprung in der Sanskrit- Worten go, was Kuh bedeutet, und rakh, welches „Beschützer“ bedeutet. Damit wird auf die Tradition der Hindus als „Beschützer der Kühe“ hingewiesen. Doch sind nicht alle Gurkhas Hindus, die meisten von ihnen kommen aus dem entlegenen Westen bzw. Osten des Landes.
„Ayo Gurkhali!“ lautet der furchteregende Schlachtruf der wenigen Gurkhas, die einen legendären Ruf wegen ihrer Geschicklichkeit, sich im Dschungel zu behaupten, genießen.
„Wenn die Gurkhas ihre Khukris ziehen, muss Mahakals Nektar fließen“.

Im ersten Weltkrieg dienten 114 000 Gurkha Soldaten der britischen Armee, und somit fast die gesamte nepalesische Armee. Sie kämpften im Osten sowie an der Westfront, außerdem in entlegenen Gebieten wie beispielsweise Afghanistan, wo auf Grunde des Krieges Aufstände ausbrachen.
In Flandern kämpften sie gegen eine überlegene deutsche Division, und hielten deren Offensive im Alleingang auf. Dabei wurde die Einheit jedoch bis auf den letzten Mann verbraucht. Ein Gurkha kämpft bis zum Tod. Aufgeben oder Desertieren kommt nicht in Frage.

Im zweiten Weltkrieg kämpften 250 000 Gurkhas für das Britische Königreich. Vor allem kämpften sie gegen die Japaner auf dem asiatischen Kontinent. So in Malaysia und Birma, aber auch in Italien und Nordafrika. Dabei zeigte sich ihre Erfahrung des Dschungelkampfes. Die Japaner waren den Gurkhas in diesem Terai nicht gewachsen.

Nach der Unabhänigkeit Indiens, wurden die verblieben Regimenter zwischen Großbritannien und Indien aufgeteilt. Von nun an kämpften sie also auch für die indische Armee.
Heutzutage dienen 40 000 Gurkhas in der indischen Armee.
Erstmals wurden sie auch in einer Blauhelmmission im Zypernkonflikt eingesetzt.
Nach dem Falklandkrieg wurden die Gurkhas nur noch spärlich gebraucht (Bosnien, Kosovo, Golfkriege), da man aus britischer Sicht daran zweifelte weiter an ihnen festzuhalten. Die Briten sehen ihre Aufgabe in dem Friedenserhalt, und dafür sie sind die Gurkhas nicht zu gebrauchen.  So bildet man heutzutage „Gurkha- Unterstützungstruppen“ aus, die auf den Friedenserhalt ausgerichtet sind, und nicht mehr dafür da, Kriege zu führen. Nepal ist auf die Devisen der Gurkha- Regimenter angewiesen, man verdient mit ihnen ca. 25 Millionen Euro pro Jahr- neben dem Tourismus eine, der wichtigsten Einnahmequellen.
Die Gurkha- Stellen sind in Nepal heiß begehrt, sind doch die ehemaligen Soldaten die reichsten Männer des Landes. So bewerben sich pro Jahr 25000 Nepalesen auf eine Gurkha- Stelle in der britischen Armee- 270 werden genommen.
Die Ausbildung ist hart, und man gewissen körperliche Voraussetzungen mitbringen. So muss man mindestens 1,57m groß sein (was in Nepal nicht immer der Fall ist) und darf ein Mindestgewicht nicht unterschreiten (auch das nicht einfach). Eine Gewichtsobergrenze gibt es nicht, da dieses Problem nicht existiert.

Die Gurkhas von damals, gibt es heute also nicht mehr. Doch sind sie noch heute der volle Stolz Nepals. Es gibt „Gurkha- Bier“, „Gurkha- Messer“ und „Gurkha- Uniformen“ an jeder Ecke zu kaufen. „Ghorka- the pride of Nepal“ ist auf Werbeplakaten des Bieres zu lesen.

Die ehemaligen Gurkha- Soldaten, welche im 2. Weltkrieg gedient hatten, erkauften sich mit ihren Vermögen und ihrer sehr hohen Rente, kilometerweiße Land, welches sie nun wie kleine Großgrundbesitzer hüten und pflegen. Die Familien werden wohl auf Generationen die reichsten des Landes sein.


Wochenrückblick

Diese Woche verbrachte ich also wieder im Waisenhaus. Dank einiger Spenden konnten wir auf Einkaufstour gehen und u.A. 450 kg Reis, neue Matratzen und neue Kissen (nach 9 Jahren zum ersten Mal neues Bettzeug) kaufen. Danke noch mal dafür!!
Am Mittwoch bekam ich dann überraschend Besuch von Alex, mit dem ich schon in Chitwan zusammen war. Da seine Monastery Urlaub hatte, und er also nichts zu unterrichten kam er kurzerhand für 3 Nächte hierher. Wir verbrachten den ein oder anderen Abend auf dem Dach….und die Tage in Thamel bei Bier, Massage und dem Genuss einer „Nicht- Daal- Baht- Speise“.

Am Samstag konnte mit dem Rest des Spendengeldes noch ein Ausflug bezahlt werden. Wir fuhren zu einem Hindu-Tempel. Tausende Gläubige reihten sich in einer Schlange mit der ein oder anderen Opfergabe (Hühnchen, Ziegen,…). Glücklicherweise durften wir auch in den Tempel hinein und so sahen wir die Schlachtung der Tiere, die traumatisierten Hindus und bekamen sogar eine Tikha auf die Stirn und wurden gesegnet.



Papas Spende! 


Beim Barbier...


Kids spielen im Hof :-)


Ein Teil Mamas Spenden  :-)


Nach der Segnung am Hindu- Tempel 





Während der Segnung. 

Samstag, 8. Juni 2013

Homestay- Rafting- Chitwan National Park

Am Sonntag starteten wir in unsere zweite „Kulturwoche“. Alex, Mat, Becks, Johanna und ich wurden in ein Dorf außerhalb Kathmandus gebracht, wo wir die nächsten 2 Nächte bleiben sollten.
Dort schliefen wir Jungs bei Saman’s Famile (einem Koordinator der RCDP). Die Mädels schliefen im Nachbarhaus bei einer anderen Familie. Das Haus war nicht von schlechten Eltern. 4 Stockwerke, von denen aber nur einer bewohnt war. Wahrscheinlich ist das Haus so was wie ein Statussymbol hier. Den ersten Tag verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang durch das idyllische Dörfchen mit schönem Blick auf Kathmandu. Sehr gegensätzlich zu der nicht einmal 10 Minuten entfernten Hauptstadt ging es hier sehr ruhig und friedlich zu. Viele Bauern, Kühe, Ziegen, Katzen und Büffel irrten in den Straßen herum, die gesäumt von Cannabispflanzen durch die Hügelregion führten.
Den zweiten Tag starteten wir schon um 6 Uhr und hatten eine 5 Stunden Wanderung bei annähernd 40 Grad vor uns. Alles bergauf. Auf dem Weg besichtigten wir einen wunderschönen buddhistischen Tempel und tranken um 10:30 Uhr auf dem Heimweg unser erstes Bier… Danach legten wir uns erstmal wieder hin und spielten mit Samans Kindern im Haus. Zwei supersüße Mädchen. Abends halfen wir noch seiner Frau beim Kochen und verspeisten anschließend das zubereitete Daal Bhat auf dem Küchenboden.
Interessant war, dass Samans Frau erst anfing zu essen, wenn er seines beendet hatte… Eine arrangierte Ehe wie er uns abends zwischen dem nächsten Bier und ein paar Zigaretten erklärte.
Er war auf der Hochzeit seines Onkels, da sagten seine Eltern, er solle sich ein Mädchen aussuchen. Nach einem 5 minütigem Gespräch mit ihr wurde die Ehe am nächsten Tag arrangiert. Bis heute sind sie glücklich. Arrangierte Ehen sind in Nepal weit verbreitet (besonders bei den Hindus), obgleich es auch viele „Liebesehen“ gibt. Das kommt ganz auf die Kaste, bzw. die Tradition der Familie an. „You marry the girl you love- we love the girl we marry“,  sagen hier alle dazu. Vielleicht ist da was dran, interessant ist es allemal.
Und die Scheidungsrate liegt bei unter 2%.

Am nächsten Tag starteten wir abermals um 6 Uhr morgens und wurden ca. 3 Stunden Richtung Chitwan (im Terai- im Süden Nepals) gefahren. Dort sollte es heute ans Rafting gehen.
Wir setzten uns in unser Boot und fuhren 3 Stunden lang den atemberaubenden Fluss entlang. Tief in einer Schlucht gelegen mit eiskaltem Himalaya Schmelzwasser, kämpften wir uns durch zahlreiche Stromschnellen oder ließen uns einfach so ohne Boot, schwimmend von der Strömung treiben. Spektakulär, wie viel Power so ein Fluss hat, das ein oder andere Mal waren wir kurz davor zu kentern…
Den Abend verbrachten wir in einer wunderschönen Anlage direkt am Fluss und übernachteten in Zelten (mit Bett).
Die Rafting- Guide hatten so allerhand Bier und pflanzliche Heilmittel parat, und so unterhielten wir uns bis spät in den Abend hinein mit ihnen, die Füße im Wasser hängend, wo nur das Zirpen der Grillen und das Quaken der Frösche zu hören waren. Eine echt tolle Erfahrung und ein spektakulärere Raftingausflug!

Daraufhin fuhren wir weitere 3 Stunden in den Chitwan- National- Park.
Rhinozerosse, Tiger, wilde Elefanten, Affen, Hirsche, Krokodile….
Den ersten Tag verbrachten wir mit einem Ausflug zu einem „Tharu- Dorf“ , dem traditionellen Volksstamm der Chitwan Region. Sie wohnen bis heute teilweise in Lehmhäusern und praktizieren ihre eigenen Sitten und Gebräuche. Auch der anschließende Museumsbesuch war sehr aufschlussreich, da sie im Zuge des Nationalparks, ihre Lebensräume verlassen mussten- um die Natur zu schützen und die Jagd auf die Tiere bzw. der Rodung des Waldes Einhalt zu gebieten…
Wir besuchten noch eine Elefanten Aufzucht Station, bei der die Elefanten allerdings angekettet herumstanden und nur dazu da waren sich zu vermehren. Als wir dann allerdings auf Hirschschau gehen wollten, direkt neben dem Breading Center, rief auf einmal unser Guide: „Run, Run, Run!!“
Wir uns umgesehen, unser Guide schon 100m voraus. Also nichts wie hinterher ohne zu wissen was abging. Kamera in der Hand, weil wir dachten, es wäre ein Tiger.
Aber nein, unser Guide klärte uns auf. „Ronaldo“ war gekommen. Ein wilder Elefant der im letzten Monat 5 Menschen getötet hatte. Er war auf Brautschau im Breading Center. Elefanten können bis zu 45 kmh schnell rennen, also wenn er Fährte auf uns genommen hätte, hätte es ein nicht allzu schönes Ende geben können….In sicherer Entfernung machten wir einige Fotos von ihm, und schauten den Securities zu, wie sie versuchten Ronaldo zu vertreiben.

Abends besuchten wir noch eine Tharu Tanzveranstaltung, bei der die Menschen spektakuläre Tänze vorführten. Sie schlugen so stark Stock auf Stock, dass man teilweise meinte, wenn einer daneben trifft, hat es sich für den anderen erledigt. Das alles tanzend versteht sich.

Am Freitag ging es dann auf Safari. Zuerst einmal stand eine Kanutour auf dem Fluss an. In einem Einbaum sitzend fuhren wir zu siebt den Fluss entlang. Man durfte sich nicht nach links oder rechts bewegen, weil dann das Boot gekentert wäre… Und sich im Fluss Krokodile tummelten.
Wir sahen gleich auch eins. „Das da hat letzte Woche einen Menschen in zwei Teile gerissen“ klärte uns der Guide auf. Also alle den Atem angehalten und verharrt bis das Ungetüm wieder abgesunken war… Man getraute sich nicht mal den Foto rauszuholen…
Anschließend gingen wir zum Jungle Walk. 3 Stunden liefen wir durch dichten Regenwald und begaben uns auf Tierschau. Zuerst hatten wir kein Glück und so sahen wir außer Hirschen, Rehen, Skorpionen, Riesenspinnen, Blutegeln und einem Affenschädel nichts weiter. Bis dann Bali (der Guide) einen Rhinozerosshaufen entdeckte. Kurz daran geschnüffelt, gefühlt und dann die Jagd aufgenommen. Kurze Zeit später verharrte er, lauschte und lief weiter 3 Minuten. Dann blieb er stehen und ermahnte uns sehr ruhig zu sein. Und tatsächlich. Da stand ein Prachtexemplar. Es verweilte in einem Tümpel und stierte direkt auf uns. Dann ließ es einen Schrei und rannte in entgegen gesetzter Richtung davon.

Mit viel Adrenalin im Blut setzten wir unseren Weg zur Badestation der Elefanten fort. Dort setzten wir uns auf einen Vierbeiner und gingen mit ihm ins Wasser und badeten. Pitschnass und abermals eine Erfahrung reicher, gönnten wir uns erstmal einen Mittagsschlaf. Es war drückend heiß (40 °C + ) also konnte man zwischen 13 und 15 Uhr eigentlich nichts machen.
Um 16 Uhr ging es dann zum Elefanten reiten. 2 Stunden quälte sich unser Elefant durch den Dschungel und bekam dabei den einen oder anderen Schlag unseres Mahouts ab. Nunja, sonderlich Spaß gemacht hat es nicht, Tiere bekamen wir (außer Rehen und Affen) nicht zu Gesicht, was aber bestimmt auch teilweise an den üblichen chinesischen Touristen lag, die meinten im Elefanten vor uns laut rumschreien zu müssen und Fotos von allem zu machen was auf einem Elefanten sitzt. Aber auch mit Tieren hätte das Elefantenreiten nicht sonderlich Spaß gemacht, so wie die Tiere behandelt werden….

Am Samstag fuhren Alex und ich zurück nach Kathmandu.
Die Woche war fantastisch schön und abwechslungsreich, und ich hab einige wirklich sehr tolle Menschen kennen gelernt.
Heute gehe ich zurück ins Waisenhaus und werde dort die nächsten acht Wochen bleiben.

Abstimmungen gibt es ab jetzt ca. jede Woche, sodass ich in jeder Woche einen Post veröffentlichen kann, wenn ich die Zeit dazu finde.
Also schön weiter abstimmen, und den Sommer im endlich warmen Deutschland genießen!


Bis die Tage, Namasté

Die Schule im Dorf


der Rafting- River


23 Menschen und 6 Backpacks passten in diesen Pick- Up!



Ronaldo!


beim Elefantenbaden



ausgebrannter Tanklaster auf dem Weg nach Kathmandu

Samstag, 1. Juni 2013

Waisenhaus- erste Woche


Am Sonntag nach dem Mittagessen ging es los. Prakash, Sujan und ich fuhren nach Hattigaunda.
Dort empfing mich Makhan, der Leiter des Waisenhauses, zusammen mit 4 dänischen Freiwilligen. Da ich dachte ich wäre allein dort war ich zuerst verwundert, aber da sie am Donnerstag schon wieder abreisen würden, dachte ich, dass das eine gute Hilfe am Anfang wäre, dazu waren sie auch noch wirklich schwer in Ordnung.
Wir holten dir Kinder um 3 von der naheliegenden Schule ab, und es ging erstmal ans Kennenlernen bzw. Rantasten. Zur  Feier des Tages, kochten die Däninnen heute Spaghetti Bolognese, eine gelungene Abwechslung, vor allem für die Kinder, da es hier sonst nur 2-mal am Tag Daal Bhat gibt (Reis mit Linsensoße und wenn es gut läuft ein paar Gemüsestückchen). Das wird mein Gericht in den 9 Wochen hier sein.
Wenn die Kinder von der Schule kommen, machen sie erstmal alle Hausaufgaben bzw. man muss sie dazu ermuntern, bevor es ans Spielen geht. Viele hatten keinerlei Berührungsängste, manche sind noch nach einer Woche sehr zaghaft im Umgang mit mir.
Nach meinem ersten Tag war mir schon klar, dass ich hier viel Spaß haben werde.

Morgens geht es um 6:30 aus dem Bett, ich schlafe in dieser Woche im Büro von Makhan, und dann ans Zähneputzen, was die Kinder erst vor kurzem gelernt haben… Zum Frühstück um halb 9 eine Portion Daal Baht, bevor die Kinder in ihre Schuluniform schlüpfen und wir sie zur Manjari School bringen. Den Mittag habe ich frei, von 10 bis ca. 15 Uhr, und so erkundete ich in dieser Woche erstmal die nahe Umgebung, bzw. Hattigaunda. Ein typischer Stadtteil Kathmandus, abseits vom Touristenstrom, heruntergekommen, kleine Läden, kaum befahrbare Straße, viel Müll, und einige recht ansehnliche Villen. In der Umgebung stehen ein paar Botschaften u.A. der USA, und so haben sich hier vermutlich die etwas besser betuchten niedergelassen.
Da ich am ersten Tag noch so naiv war, und mit dem normalen Wasser hier Zähne geputzt hatte (die Farbe geht leicht ins Bräunliche) dankte es mir mein Magen am kommenden Tag und ich verbrachte einige Zeit zwischen Bett und Plumpsklo…. Aber das hat sich schnell wieder mit sauberem Trinkwasser geregelt!
Mittags saß ich in dieser Woche meistens vor einem knuffigen Laden, trank Pepsi und sprach mit der Verkäuferin im Mix aus ihrem sehr schlechten Englisch und meinem noch viel furchtbareren Nepalesisch (ich kann nur 10 Standartfloskeln und ein paar Wörter).
Unweit von Hattigaunda gibt es einen hinduistischen Tempel mit einer schlafenden Shiva- wohl einer der bedeutendsten hinduistischen Stätten Nepals. Dort lungern wie üblich die Sadhus herum, und Hindus beten eine aus Stein gehauene, im Wasserbecken liegende Shiva an. Nicht groß spektakulär, aber allein der Weg dorthin, über Müllberge, Wasserpfützen und Blutreste vom Metzger gegenüber ist ein Highlight.

Aufgefallen sind uns tausende Stiche vieler Kinder am ganzen Körper, vornehmlich in einem Zimmer. Also haben wir zuerst mal die „Betten“ desinfiziert und alles abgetötet was da so lauern kann, und außerdem neue Bettlaken für die Decken und Kissen gekauft.
Die Betten bestehen nur aus einem Holzbalken und einer sehr, sehr dünnen Decke als Matratze, teilweise schlafen 3 Kinder in einem Bett. Ob das viel gebracht hat wird sich in Zukunft zeigen.
Auch das Duschen ist hier nicht so ganz einfach, und so kann man nur 1-2 mal die Woche mit gutem Gewissen 3 Minuten in die kalte Dusche steigen, da hier ab und zu Wassermangel herrscht, und nirgends mehr Wasser rauskommt. So geschehen am Mittwoch, als dann der Wassermann kam. Und mit einem Feuerwehrschlauch aus seinem Auto alle Kanister voll gemacht hat, damit man zumindest mal die Teller waschen kann.

Sobald neue Spielsachen (die, die Freiwilligen mitbringen)  auftauchen, stürzt sich gleich eine ganze Horde Kinder auf jedes einzelne Puzzleteil, versucht sie zu essen, zu schlagen und alles mögliche mit ihnen zu machen, bis man ihnen mal gezeigt hat worum es eigentlich geht…. Danach sind sie kaum mehr davon abzubringen und machen ein Puzzle auch gerne mal 5-mal am Stück.

Während die jüngeren Puzzles machen, lernen die älteren (sie sind anscheinend alle sehr gut in der Schule) oder spielen Fußball im „Hof“. Die älteren Mädels helfen Makhans Frau bei der Hausarbeit oder spielen Polizei (auch gerne mal handgreifliche) gegen die Jüngeren; was aber hier von der Familie geduldet, wahrscheinlich sogar gerne in Kauf genommen wird, damit etwas Arbeit von ihnen abfällt. In Nepal ist es üblich Kinder zu schlagen. Dass Makhan oder Anchi handgreiflich geworden sind habe ich bisher noch nicht bemerkt, aber auszuschließen ist es zumindest bei Anchi (die eigentlich total nett ist) leider nicht. Aber was soll man dagegen tun?  

Mittwoch war hier „Republic Day“, also Feiertag, und es war schulfrei. Die Däninnen luden alle zu einem Ausflug in den botanischen Garten ein. Wir fuhren also (ca. 30 Leute) in einem Kleinbus ca. 1 ½ Stunden zum Park. Da die Kinder das Autofahren nicht gewöhnt sind, wurden im Minutentakt Plastiktüten herumgereicht, wenn diese dann gefüllt waren, schmeißt man sie einfach aus dem Fenster. Wohl dem, der dann versehentlich darauf tritt…
Im Park spielten die Kinder alles mögliche, es war wohl der schwächste botanische Garten den ich je gesehen habe, oder tollten im Wasser herum, eine wohl gesonnene Abwechslung zum tristen Waisenhaus, wo man außer Memory spielen, Puzzeln und Malen eigentlich nicht groß was machen kann. Aber sie finden immer irgendwas, und so kann auch ein geplatzter Luftballon 10 kleine Kinder 3 Stunden auf Trab halten.

Am Sonntag dachte ich noch, dass ich eigentlich lieber hier allein wäre, doch im Nachhinein graut es mir ein wenig davor wie es sein wird wenn ich hier wirklich der einzige Volunteer mit 23 Kindern bin. Wenn ich Glück habe kommen noch mal Freiwillige, aber das erfährt man hier immer erst einen Tag davor.
Vor Allem die Samstage und Feiertage werden anstrengend wenn schulfrei ist und die ganze Horde den kompletten Tag hier ist.
So brauchte ich am gestrigen Samstag so ab und zu meine Ruhepausen in denen ich mich in mein neues Zimmer ( im Gebäude des Waisenhauses) zurückzog…was aber nicht heißt, dass es dort ruhiger ist, aber zumindest kommen die Kinder nicht herein.
Als Highlight des Samstages gab es zum Frühstück 4 Stückchen Fleisch zum Daal Baht! Köstlich!!!!
Außerdem ist noch eine zusätzliche Aushilfe hier eingezogen, eine junge Frau mit Baby, die Anchi zur Seite stehen soll, reden tut diese bisher nicht, schläft mit ihrem Baby in einem Zimmer der Kids, aber zumindest heute Nacht war das Kleine Ding ruhig- und es ist noch jemand zusätzlich da, der aufpassen kann.

Heute gehe ich zurück ins Hostel und am Montag startet meine Rafting bzw. Chitwan- Safari Woche. Wenn ich zurück komme muss ich wohl unbedingt um einen freien Tag in der Woche fragen. Sonst bekommt man hier den Kollaps.

Alles in allem bin ich aber begeistert von den Kids, und sie so langsam auch von mir, ich weiß mittlerweile fast alle Namen und auch die Kinder wissen was sie mit mir anfangen können und was sie besser bleiben lassen.
Ich denke, dass die Zeit hier rasend schnell vergehen wird, und ich eine menge Spaß habe und mit vielen Erfahrungen nach Deutschland zurück komme.


P.S. Für alle die es bisher noch nicht entdeckt haben, an der rechten Seite ist eine Abstimmung, für alle, die auch in Zukunft Posts haben wollen, da ich nicht jede Woche über meine Arbeit hier schreiben kann/will. Also wer ca. einmal die Woche was lesen will, sollte sich da beteiligen….
Außerdem habe ich die Nutzungsbedingungen für Kommentare geändert, es kann jetzt jeder  (auch anonym) kommentieren, allerdings sollte man dann seinen Namen dazuschreiben ;-)

In diesem Sinne, ein schöne Woche, und

Namasté

Hattigaunda



schlafende Shiva von Budhanilkanta



Biskomai (Nr. 10- de Rossi) und Pabitra


Daal Baht Power- 24 hours



ready for school: Sujan, Pradip, Dilip, Guru und Pabitra