Samstag, 10. August 2013

Über 90 Tage bin ich nun in Nepal. Am Montag heißt es Abschied nehmen von einem der schönsten und sicherlich faszinierendsten Ländern, die ich bisher besucht habe.
142 Dal Bhats habe ich zu mir genommen, viele neue Freunde gefunden und eine unglaublich Zeit erlebt. 
Sicherlich ist es widersprüchlich Geld zu zahlen, um in einem Entwicklungsland zu „helfen“. Aber es war jeden Cent wert. Ich bin wirklich froh, das gemacht zu haben, habe viel gelernt, Sachen gesehen, und einen Blick auf manche Dinge bekommen,  die ich hoffentlich mein ganzes Leben nicht vergesse.


Zum Abschluss noch einige Tops und Flops der letzten 3 Monate. Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Namasté, Jonas

Top 1: Die Nepalesen

Läuft man durch Straßen Kathmandus fällt es einem augenscheinlich auf. Die Menschen lächeln einen an. Geht man in einen Laden, lassen sie meist alles stehen und liegen um einen zu bedienen. Natürlich sind wir Touristen und bringen Geld, doch auch auf der Straße sprechen einen wildfremde Menschen an, fragen wie es einem geht, was man macht und ob man Hilfe benötigt.
Trotz der Probleme in ihrem Land sind sie so gut wie immer gut gelaunt, und wenn man sich den Ungerechtigkeiten bewusst ist, denen sie ausgesetzt sind, ist das sehr bewundernswert.
Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt, 90% der Menschen hier sind überfreundlich und sie machen es einem leicht, sich in Nepal wohl zu fühlen.


[ nepalesische Männer mit ihren traditionellen Hüten in Patan] 



Flop 1: Die Politik

Ständige Demonstrationen. Geschlossene Schulen. Unbeendete Baustellen. Nepals Politik ist am Boden. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Es fängt beim Wahlbetrug an und hört bei den Maoisten auf. Es geht drunter und drüber. Politiker stecken sich die Gelder in die eigene Tasche, und aufgrund der Vetternwirtschaft haben die wenigsten einen wirklichen Plan von ihrer Arbeit.
Redet man mit Nepalesen über Politik bekommt man als Antwort immer dieselbe: „I’m tired“. Verständlich. Und ohne eine stabile Regierung wird sich Nepal kaum weiterentwickeln und immer weiter verarmen.


Top 2: Religion

2 Weltreligionen prallen in Nepal aufeinander. 80% der Menschen sind (offiziell) Hindus 13% (offiziell) Buddhisten.
Fragt man einen Nepalesen ob er an Buddha oder Shiva glaubt, bekommt man als Antwort: „yes“. Am Anfang schaut man ihn fragend an, dann fügt er hinzu „I am Hindubuddhist“.
Damit ist schon alles gesagt. Hindus gehen zum buddhistischen Stupa und sagen ihr "Hum mane padme om" auf. Buddhisten gehen in den Hindutempel und lassen sich die Tikha geben. Probleme hat damit keiner, komisch geschaut wird auch nicht.
Die Nepalesen bilden eine Einheit, egal welcher Religion sie angehören, aus welcher Region sie kommen und welche Sprache sie sprechen (es gibt über 90).
Dass zwei solch bedeutenden Religionen friedlich auf einem solch kleinen Raum leben ist bewundernswert, und davon könnten sich andere Religionen und Länder gerne eine Scheibe abschneiden.


[ Dakshankali ] 




Flop 2: Bildung

Eine kleine Hütte in den Bergen. Ein Zimmer. 30 Kinder im Alter zwischen 5 und 15. Sie alle besuchen die selbe Klasse. Wie das gehen soll? Wir befinden uns in den Himalayas…
Schaut man nach Kathmandu ändert sich das Bild. Wie? Es gibt Privatschulen. Dort gibt es ausgebildete Lehrer und es wird Englisch unterrichtet. Wer etwas werden will und eine Arbeit haben möchte, muss eine solche Schule besuchen. Wer das Geld nicht hat, muss auf die staatliche Schule. Und die sehen so aus: Große Klassen, ein Lehrer der keinen Unterricht gibt, Schüler die nicht schreiben und lesen können, ein Lehrer der im Zimmer raucht, Unterricht findet nicht statt. Kein Witz. So sieht das aus.
Dass die Kinder in den Schulen noch geschlagen werden, ist dabei ein eher kleines Problem.





[ Klassenzimmer ] 




Top 3: landschaftliche Vielseitigkeit

Im Süden brühende Hitze. Temperaturen bis 50 Grad. Urwald, Elefanten, Tiger. Das Terai ist die Kornkammer Nepals.
Dann folgt Hügelland. Die Hügel gehen bis auf 4000m hoch.
Anschließend das Himalaya. Höchster Punkt 8848m. Sagarmatha (Himmelskönig).
Von der Grenze zu Tibet bis zur Grenze Indiens sind es gerade einmal 200km. Ungefähr die Strecke von Karlsruhe nach Basel. Dort befinden sich also drei komplett unterschiedliche Landschaftstypen. Das ist zum einen Segen (es ist wirklich bezaubernd schön und vielseitig) aber auch Fluch (Infrastruktur, Handel).
Die Nepalesen lieben ihr Land. Und das zu Recht. Ich habe noch nie eine solche Landschaft wie in Nepal gesehen. Sieht man heute wilde Elefanten und Rhinos im Süden, kann man schon drei Tage später auf 4000m wandern und Yaks beobachten.




[ Reisterrassen in der Anapurna Region ] 



Flop 3: Müll und Hygiene

Wenn es in Deutschland Müllplätze gibt und zweimal in der Woche die Müllabfuhr kommt ist das für die meisten Deutschen nichts Besonderes.
In Nepal gibt es das auch. Müllplätze und die Müllabfuhr.
Ersteres sind die Flüsse und Straßen, zweites viel zu teuer.
Läuft man auf den Straßen gibt es gar keine andere Möglichkeit als über Müllberge zu steigen und nur zu hoffen, dass die Flip Flops halten. Natürlich gibt es auch Familien, die sich die Müllabfuhr leisten können. Aber das sind die wenigsten. Fährt man mit dem Auto oder ist als Fußgänger unterwegs schmeißt man seinen Müll einfach auf die Straße. Aber wohin auch damit wenn es keine Mülleimer gibt? Wieso sollte man sich um den Müll Gedanken machen wenn man täglich ums Essen kämpfen muss?




[ Der Fluss als Müllplatz ] 




Top 4:  Die Kinder und das Waisenhaus                 

Ich kann nicht beschreiben, wie dankbar ich bin diese 9 Wochen in Hattigauda verbracht zu haben. Auch wenn das Haus, die Bedingungen und vor allem mein Bett alles andere als komfortabel waren, so bin ich doch unendlich froh „durchgehalten“ zu haben.
Die Kinder sind fantastisch und gerade in den letzten 2 Wochen konnten viele Zweifel aus dem Weg geräumt werden. Ich hatte eine wirklich tolle Zeit dort und ich habe miterlebt worum viele Menschen alltäglich kämpfen müssen, worüber wir uns überhaupt keine Gedanken machen. 







Flop 4: Infrastruktur

Einen Zug gibt es nicht. Internationale Flughäfen? Nur in Kathmandu. Über das Land verteilt kleiner Flughäfen, einen „größeren“ noch in Phokara.
Die Straßen sind in erbärmlichen Zustand. Vor allem in Kathmandu wird gebaut und gebaut. Am 31. August dreht Indien den Geldhahn zu. Bis dahin fließt Geld zur Verbesserung der Straßen. Das bedeutet Bauen in der Monsunzeit. Folgen: überflutete Straßen, unbefahrbare Abschnitte, Schlaglöcher (teilweise einen Meter tief) auf jeder Strecke. Ganz zu schweigen von den Fahrzeugen, die diese Straßen befahren, meistens Tata.
Eine Zuglinie gibt es sowieso nicht, es gibt nur eine Strecke aus Indien an die nepalesische Grenze.
Wichtigstes Fortbewegungsmittel sind die eigenen Füße. Über 4000 Hängebrücken sind im Land verteilt. Waren werden zu Fuß von „Trägern“ transportiert. Nur große Mengen (Nahrungsmittel, Öl,…) werden aus dem Süden mit buntbemalten Lastwagen nach Kathmandu gefahren.





[ Straße in Hattigauda ]



Top 5: Spenden

 Über 1800 € an Spenden sind bei mir eingegangen. Davon wurde Miete, Reis, Gemüse, Schulgebühr, Schulbücher, Ausflüge, und, und, und bezahlt. Außerdem gab es noch Kleider und Kuscheltierspenden, die zum Abschluss 25 strahlende Gesichter hervorgebracht haben. Allein diesen Moment werde ich wohl nicht vergessen.
Mir bleibt nicht mehr, als im Namen aller „Danya Bad“ zu sagen!

Jeder Cent wurde verwendet und kam 100% bei den Kindern an! 




Flop 6:  Zukunftsaussichten

Das BIP pro Kopf liegt bei 626 $ pro Jahr. Damit liegt Nepal auf Platz 167. 4 $ vor Afghanistan und 2 $ hinter Mali. Damit ist Nepal eines der ärmsten Länder Welt. Ohne ausländische Entwicklungshilfe würde hier rein gar nichts gesehen.
Und die Zukunft sieht nicht viel besser aus. Bürgerkriege und die momentane politische Situation lassen nichts Gutes hoffen. Wichtigster Devisenbringer ist der Tourismus (50 Millionen Euro), zweit wichtigster der Export tibetischer Teppiche (25 Millionen Euro). Dabei sieht man schon, dass die Wirtschaft am Boden ist. Vom Norden wird Nepal von China unterdrückt, im Süden hält Indien dagegen. Eingekeilt in die zwei bevölkerungsreichsten Staaten der Welt gibt es keinen großen Spielraum für das Land. Was Indien bzw. China sagt, muss getan werden.
Um das Land voranzutreiben muss erstmal eine stabile Regierung her. Viele Nepalesen sind der Meinung, dass die einzige Möglichkeit ein Diktator oder ein König ist. Aber letzteres ist mit den Maoisten nicht zu machen, die weite Landesteile kontrollieren.
Freie Wahlen gibt es sowieso nicht.

Ausländische Investoren investieren keinen Cent in Nepal. Das Geld landet nur im korrupten Staatsapparat. Eine Besserung ist nicht in Sicht. 

Dienstag, 16. Juli 2013

Das Leben im Waisenhaus

Das Waisenhaus liegt in Hattigauda, nördlich von Kathmandu. Mit dem TukTuk braucht man zwischen 30-80 Minuten nach Thamel, je nach Verkehr und Wasserlage auf der Straße.
24 Kinder leben hier in 3 Zimmern und 14 Betten. Die Kleinen schlafen teilweise zu dritt in einem, die Großen haben ihr eigenes.
Außerdem wohnen hier noch Makhan (der Leiter), seine Frau und ihr Sohn, Babu. Sie bewohnen ebenfalls ein Zimmer. Wir Freiwilligen haben unseren eigenen Raum mit zwei Betten. Außerdem lebt hier noch die Haushaltshilfe mit ihrem Baby. Beide schlafen in einem Zimmer der Kinder. Ob das so gut ist, bezweifle ich, da das Baby schon teilweise mal die ganze Nacht durchschreit und die Kids dann denke ich weniger Schlaf bekommen. Aber gut, mehr Platz gibt es nicht.
2 Zimmer der Kinder sind in dem Gebäude des Waisenhauses, ein weiteres im Gebäude gegenüber. Dort schlafen die älteren Jungs und drei Kleinere.

Der Tagesablauf sieht eigentlich immer gleich aus. Morgens um 6:45 klingelt mein Wecker, wobei ich aber meistens schon zwischen 5 und 6 wach werde. Sobald Babu, Makhan oder Anchi wach sind wird nämlich laut rumgeschrien. Keine Rücksicht auf diejenigen die noch schlafen. Dann gibt es erstmal einen Tee und danach werden Zähne geputzt. Morgens ist eigentlich nie groß was zu tun, da die Kids sich für die Schule fertig machen und sie dabei keinerlei Hilfe benötigen. Um ca. 8:30 Uhr gibt es dann Dal Bhat. Danach ziehen sich die Kids für die Schule um und schlüpfen in ihre Uniformen. Um 9:10 Uhr bringe ich sie zur Schule, die nur 5 Minuten entfernt liegt.
Danach habe ich Freizeit bis 15 Uhr. Meistens hänge ich einfach nur in meinem Zimmer rum, schlafe, lese, schaue einen Film oder höre Musik.. Ab und zu gehe ich nach Thamel oder laufe in der Gegend herum, wobei es hier relativ wenig zu tun gibt.
Um 15 Uhr kommen die Kids von der Schule und dann wird erstmal Hausaufgaben gemacht. Manchmal muss man sie dazu ermuntern, meistens machen sie diese aber ohne zu meckern. Zwischendrin gibt es Tee für alle und nachdem sie mit den Hausaufgaben fertig sind, wird meistens irgendwas gewaschen. Schuluniform, Kleidung, Bettwäsche, oder die Kinder selbst. Das dauert dann meistens auch noch mal so eine Stunde, womit man erst gegen 17 Uhr mit allem eigentlich fertig ist. Dann darf (manchmal) gespielt werden. Wenn alle gut drauf sind ist das kein Problem. Wenn aber irgendjemand von der Familie bzw. den älteren Mädels was dagegen hat, dann wird auch gerne mal einfach nur still auf dem Boden gesessen. Das heißt dann auch für mich, nichts zu machen. Um 19 Uhr gibt es noch einmal Dal Bhat, danach wieder Zähne putzen und danach gehe ich meistens ins Bett. Die Kids sind oft länger auf und wenn ich nachts aufs Klo gehe sehe ich oft wie sie bei brennendem Licht schlafen.
Die Tage gestalten sich hier also meistens exakt gleich. Selten gibt es Abweichungen von der Norm.

Ein Problem ist das Wasser bzw. der Strom. Da die Kinder (warum auch immer) nicht befugt sind an den Wasserhahn zu gehen bleibt nur die Regentonne auf dem Hof. Dort wird gewaschen, Zähne geputzt und Geschirr gespült. Zu trinken haben die Kids relativ wenig. Und wenn dann kein sauberes Trinkwasser. Das bekommen sie nur von mir. Warum das so ist braucht ihr mich nicht zu fragen. 19 l Wasser kosten 50 Rupien, also NICHTS!!!

Das Leben im Waisenhaus ist wie eine kleine Gemeinde. Es besteht eine Hierarchie und jeder weiß was seine Aufgaben sind. Makhan und Anchi sind die Chefs. Was sie sagen wird gemacht, ohne wenn und aber. Dabei verhalten sie sich nicht wie Ersatzeltern sondern eher wie Lehrer (nepalesische Lehrer). Liebe oder Zärtlichkeit erfahren die Kinder so gut wie gar nicht.
Danach kommen die Freiwilligen. Wir dürfen den Wasserhahn benutzen und eigentlich so gut wie alles machen, solange wir die Kids nicht vom Lernen abhalten. Oftmals sind wir aber machtlos, da die Kids einfach nicht spielen dürfen, aus welchen Gründen auch immer.
Sonderrechte genießt auch Babu. In gewisser Weise verständlich, da er das eigene Kind ist.
Danach kommen die älteren Jungs und Mädels, die auch den Wasserhahn benutzen dürfen, und verschiedene Aufgabenbereiche auszufüllen haben (dazu später mehr).
Ganz unten sind die Kids. Die eigentlich keine Rechte haben. Sie müssen das machen, was die stärkeren von ihnen verlangen. Machen sie das nicht, setzt es was.
Dann gibt es noch die Köchin. Sie benutzt die Toilette der Kinder (die höllisch stinkt), ein Plumpsklo im Hof. Sie schläft im Zimmer der Kids, kocht und putzt, darf aber auch den Wasserhahn benutzen.
Kühlschrank und alles Weitere gibt es natürlich nicht. Wir Freiwilligen essen meistens in der Küche an einer Art Tisch. Die Kids auf dem Boden in ihrem Zimmer.

Es laufen einige Dinge nicht so rund…So bekommen die Kinder z.B. kein normales Trinkwasser, das eigentlich nur 30 Cent pro 20 Liter kostet. Die Schule in die sie gehen, ist nicht so gut wie Makhan es behauptet, denn keines der Kinder kann eigentlich Englisch. Die älteren ein bisschen, die Jüngeren überhaupt nicht. Und  dort werden alle Fächer auf Englisch unterrichtet…Im Grunde ist es ja eine gute Sache ein Waisenhaus aufzumachen, auch wenn einige gespenstische Geschichten im Umlauf sind glaube, ich eigentlich, dass Makhan es gut meint. Aber etwas gut meinen und es auch gut machen sind zwei verschiedene paar Schuhe.

Nun ein paar Infos zu den Personen:

Makhan, Anchi, Babu,:  Makhan ist der Boss. Anchi seine Frau und Babu der Sohn. Makhan gibt sich relativ seriös, ist aber ein komischer Typ. Trauen kann man ihm nicht. Alle drei sind der Grund warum man morgens nicht länger als 6 Uhr schlafen kann, da sie, sobald aufgewacht, rumschreien und damit alle anderen zum Aufstehen bringen. Anchi spricht kein Wort Englisch und so ist es schwer sich mit ihr zu unterhalten, zu uns Freiwilligen ist sie freundlich, aber man könnte sie auch als „falsch“ betrachten.
Babu ist im Grunde ein guter Junge. Leider nimmt er immer mehr Züge seiner Eltern an, spielt aber mit den Kids und ist im Grunde total nett. Neben ihm zu essen ist jedes mal ein Highlight, da er schwitzt und stöhnt und alles was dazugehört. Auch optisch nähert er sich immer mehr seinem Vater an, und da der seine Hosen gerne über dem Bauchnabel trägt, macht es Babu ihm nach….

Ashmita, Anita, Pooja: Die älteren Mädels. Ashmita muss man klar von den zwei anderen abgrenzen. Sie ist total nett und freundlich und spielt sich überhaupt nicht gegenüber den Jüngeren auf. Anita und Pooja sind  die Sheriffs. Von den Freiwilligen werden sie nur als „evil“ angesehen. Was vielleicht ein bisschen zu hart ist, aber oftmals zutrifft, da sie häufig aus Spaß die kleinen schlagen und mobben. Anita ist noch etwas zahmer, aber Pooja sieht man schon am Gesichtsausdruck an, dass sie keine halbe Sachen macht.

Chandramon, Adip, Chandra: Die ältesten Jungs. Super nett, höflich, witzig und ganz normale Jugendliche wie es sie in Deutschland auch gibt. Sie wohnen im anderen Gebäude, und so sind sie selten hier, aber besonders Adip kommt gerne herüber um mit den Kleinen zu spielen.

Nirat, Purna: Auch sie wohnen im anderen Gebäude sind 12 und 13 Jahre alt, aber nicht ganz so gut drauf wie die anderen Jungs. Nirat würde gut zu Pooja passen. Gerne schlägt er mal zu, spielt sich auf und nervt mich im Grunde nur. Auch mit dem lügen hat er es gerne.
Purna ist ein Energiepaket. Wenn er hier ist, macht er Liegestützen, Breakdance und andere Sachen. Auch er ist eigentlich super nett, aber entwickelt sich immer mehr zu einem Nirat. Wir hoffen, dass das nicht zutrifft.

Die folgenden Kinder sind so geordnet wie sie in einem Bett schlafen:

Guru, Neemar, Sarisma: Die schüchternsten von den Mädchen. Guru und Neemar sind die Mädchen mit den starken Ausschlägen. Wenn man sich neben sie setzt stehen sie meistens auf, lachen und rennen weg. Sarisma ist super still und taut nur selten auf. Wenn, dann aber richtig. Oft ist sie weniger gut gelaunt und weiß nichts mit sich anzufangen. Guru und Neemar sind ein Team, die alles zusammen machen.

Dilip, Pardip, Sujan: Drei weltklasse Typen. Sujan, auch er ein Energiepaket, tanzt und rennt die ganze Zeit herum. Ab der ersten Sekunde hat er keinerlei Hemmungen, und obwohl er stark unterlegen ist, lehnt er sich gegen die Mädels auf. Pardip ist ein super süßer kleiner Junge, von der Statur her ein Turner. Und so turnt er auch überall herum (auf mir, auf dem Bett) und ist nur selten zur Ruhe zu bekommen.
Dilip ist sein kongenialer Partner. Die beiden sind unzertrennlich, auch wenn sie sich gelegentlich schlagen. Die Zahnbürsten werden geteilt, wenn einer sie nicht finden kann und gespielt wird auch meistens zusammen.
Mit Dilip habe ich wohl am meisten zu tun, er wird von den Mädels am meisten geschlagen und gemobbt, und ist eigentlich der Fröhlichste hier im Haus.

Bijog, Bisu, Bipan: Alle drei sprechen eigentlich eine andere Sprache. Bijog und Bisu sind Geschwister, die erst vor 3 Monaten hier ankamen, die sicher aber mit den anderen verständigen können. Bijog passt auf seine Schwester auf, und wer nicht gut zu ihr ist, dem wird auch mal eine reingehauen. Bisu ist sagenhaftes Mädchen. Die süßeste von allen, immer gut drauf, rennt herum und obwohl sie erst vor kurzem hier angekommen ist, und dabei noch die Jüngste ist, merkt man es ihr überhaupt nicht an.
Dagegen Bipan. Er spricht die Sprache der anderen nicht, kann sie nur verstehen und unterhält sich eigentlich nur mit Bijog. Auch er kam erst vor gut 1-2 Monaten hier an und ist unfassbar schüchtern. Solangsam taut aber auch er auf. Um ihn mach ich mir am meisten Sorgen, da er ein Außenseiter ist und außerdem eine seltsame Ohrinfektion hat. Zum Arzt geht aber niemand mit ihm.

Dukshya, Durga, Pabitra: Dukshya ist das wohl stillste Mädchen überhaupt. Selten redet sie, ob sie jemals was zu mit gesagt hat weiß ich nicht. Aber sie ist super lieb, hilft den anderen und steckt lieber zurück bevor ein anderer etwas nicht bekommt.
Durga ist die älteste der „kleinen“. Sie wird von Pooja und Anita gerade zum Sheriff ausgebildet. Auch sie ist nicht schlecht im lügen….
Pabitra ist alles in einem. Schüchtern, Frech, Witzig, energiegeladen…aus ihr werde ich nicht so richtig schlau, aber auch sie ist einfach super.

Sangbo, Buddi, Subash: Die drei kleinen Jungs, die im anderen Gebäude wohnen. Sie kommen nur zum Spielen rüber, aber dann richtig.
Sangbo ist, wie der Name schon klingt, ein Riesenbaby. Genial wie er lispelt und ordentlich Speck auf den Rippen hat  (als einziger). Er ist relativ groß aber der Schein trügt bei ihm gewaltig.
Buddi ist genial. Er verarscht die Mädels, macht sich nichts aus ihnen, da die älteren Jungs ihn eh beschützen.
Subash spricht mit Abstand am besten Englisch und hat so allerlei Späße auf Lager. Sehr sehr selten ist er mal nicht gut drauf.

Didi und Nani: Die richtigen Namen weiß ich nicht. Alle nennen sie Didi (ältere Schwester) und Nani (jüngere Schwester). Im Grunde ist Didi die Haushaltshilfe. Sie kocht, putzt, etc. und schläft in einem Zimmer der Kids.
Nani ist ihr Baby. Gerade mal ein Jahr alt, und vor 2 Wochen hat es seine ersten Schritte gemacht… Super süß. Windeln trägt es keine und so findet man gerne mal den ein oder anderen Haufen auf dem Flur. Alle Kids kümmern sich aber prächtig um die Kleine.

Im Grunde bin ich von den Kids begeistert. Ob ich einen Liebling habe ist schwer zu sagen, es gibt aber sicherlich ein paar die ich „weniger“ leiden kann. Obwohl ich denke, dass eigentlich alle super nett sind; nur das manche zu selten zeigen.
Sie sind der einzige Grund warum ich hier solange bin. Wären sie nicht so klasse, hätte ich vielleicht schon das Projekt gewechselt, da ich Makhan eigentlich echt nicht leiden kann.
Jeder Tag ist super mit ihnen und bin echt dankbar die Erfahrung durch sie gemacht zu haben. Manchmal kann man es nicht glauben, was solche Kinder durchmachen müssen. Verbrochen haben sie sicherlich nichts.
Wie sie die Mäuler aufreißen wenn man mit Trinkwasser rauskommt oder wie sie strahlen, wenn man ihnen etwas Süßes gibt.
Mittlerweile bedanken sie sich auch alle ganz artig bei mir.

Am Samstag „feier“ ich ein kleines bisschen meinen Geburtstag hier. Ich werde deutsches Frühstück machen und einen Kuchen kaufen. Sonst sollen die Kinder einfach Spielen.

Diese Woche scheint wohl die beste zu werden, da die Kids Ferien haben und Makhan & Anhang bis Freitag nach Hause gefahren sind. Wir sind somit allein mit Didi und lassen die Kids sich mal so richtig austoben. Es gibt Süßigkeiten, Luftballons, und alles was dazugehört. Wir hoffen den Kindern eine richtig schöne Woche machen zu können, denn auch alle Älteren (bis auf Anita und Chandramon) sind zu Verwandten gefahren. Somit ist es relativ ruhig, natürlich nicht in Dezibel, da die Kids wohl die ganze Zeit herumsausen werden.

In 4 Wochen bin ich schon wieder in Deutschland. Eigentlich freue ich mich riesig, aber wenn ich daran denke, die Kinder hier alleine lassen zu müssen wird mir angst und bange. Ich bin mir aber sicher sie in den nächsten Jahren besuchen zu kommen; und dann geht’s auch Richtung Everest.

Wie viele Posts ich noch schreibe weiß ich nicht. Einen Abschlusspost mit Sicherheit. Sonst muss ich schauen wie viel Zeit ich finde….

P.S. nach einer schönen, da fast regenfreien letzten Woche hat es pünktlich zum offiziellen Ende der Monsunzeit wieder kräftig angefangen zu regnen…



Also ein weiteres Mal, bis demnächst und Namasté


Straßenverhältnisse


Adip macht Musik 


Das Waisenhaus, wir bewohnen den untersten Stock


Buuuuddiiiii



Guru, Neemar, Pabitra nach Schmink und Tanzaufführung


Bisuuu und Guru

Dienstag, 9. Juli 2013

Essen in Nepal

Das Essen in Nepal lässt sich eigentlich mit zwei simplen Worten beschreiben. Dal Baht. So gut wie jeder Nepalese nimmt dieses Gericht zweimal täglich zu sich. Morgens vor dem Arbeiten und abends nach Sonnenuntergang.
Dal ist eine Art Linsensauce. Entweder schwarze, orangene oder braune Linsen schwimmen in einer sehr salzigen Suppe herum. Pur schmeckt das ganze weniger gut, und auch die Linsen unterscheiden sich geschmacklich von denen in Deutschland. Bhat ist schlicht und einfach Reis.
Das Dal wird über den Reis gegeben und dann mit den Händen solange zermantscht bis man daraus größere Klumpen formen kann. Sehr erstaunlich ist, wie viel die Nepalesen sich da in den Mund schieben. Gegessen wird so gut wie immer mit den Händen. Also heißt es vorher sehr gut Hände waschen, was bei dem teilweise verseuchten Hahnenwasser gar nicht so einfach ist, wer nach Nepal kommt und gedenkt mit den Händen zu Essen sollte auf jedenfall Hand-Desinfektionsgel mitnehmen.
Zu dem Dal Baht kommt dann noch normalerweise (zumindest hier) ein bisschen Tarkari- gedünstetes Gemüse. Das sind alle Formen von Gemüse und Kartoffel, die mit Chili, Besar und Kursani (curry ähnliche Gewürze) im Wok zubereitet werden. Damit hat es sich dann meistens auch schon getan.
Wie viel Tarkari es gibt, hängt von der Saison bzw. dem Vermögen der Familie ab. Gemüse ist hier vergleichbar teuer.
Ist der Tarkari fertigt, ähnelt er im Grunde einer Currysoße, wie man sie aus indischen Restaurants kennt. Nur, dass man in Restaurants wohl eine größere Auswahl bzw. auch etwas mehr Gemüse bekommt.
Es ist auf jeden Fall bei jedem Dal Baht das Highlight.
Ab und zu gibt es auch noch einen sehr feurigen Dip. Diese fallen sehr unterschiedlich aus, so werden zum Beispiel manchmal Mangos und Minze vermischt, manchmal Minze und Kümmel, am nächsten Tag wiederum Kohl und Kursani. Alles natürlich mit einer guten Anzahl an Chilis (6-8 Chilis pro Handvoll Dip) und einer Unmenge an Salz.

Ein anderes Essen gibt es eigentlich bei Nepalesen nicht. Im Folgenden beschreibe ich kurz, welche anderen Gerichte man als „nepalesisch“ einstufen kann, und die man zumindest in nepalesischen Restaurants bestellen kann:
Da ist zum einen Chapatti und Puri. Eine nepalesische Art des indischen Naan. In etwa wie Fladenbrot nur viel dünner und unheimlich knusprig (und lecker!!).
Wenn das Gericht sehr scharf ausfällt bekommt man eine Schale Joghurt dazu, wobei das eher in indischen Restaurants der Fall ist- nepalesische Küche ist im Grunde relativ mild.

Ein weiteres sehr berühmtes Gericht, das wohl das Lieblingsessen der Nepalesen ist, und um das kein Tourist herum kommt sind „Momos“.
Ähnlich wie Maultaschen schmecken diese mit Fleisch oder Gemüse gefüllten Taschen. Dazu gibt es meist eine Currysoße oder einen Chilidip. Aus der sonst recht „langweiligen“ nepalesischen Küche sticht dieses Gericht dann doch stark heraus.

Auch gibt es Chowmein, die nepalesische Form von gebratenen Nudeln, die aber leider auch nicht an die chinesischen bzw. thailändischen rankommen, aber dennoch sehr schmackhaft sind. Gleiches gibt es auch in Form einer Suppe.


Natürlich verändert sich das Essen auch mit der geografischen Lage. So haben die Menschen in der Terai- Gegend mehr Gemüse als im Rest des Landes, und die Küche ähnelt sich eher der indischen. Im Norden kommen tibetische Merkmale zum Vorschein, wie zum Beispiel Yak- Fleisch, Yak- Milch- Yak- Käse und tibetisches Brot. Alles kann man aber auch im Kathmandu Valley erstehen, wobei ich noch verzweifelt auf der Suche nach Yak Fleisch bin.

Auch unterscheiden sich die Mahlzeiten bei der Religionszugehörigkeit. So essen gläubige Hindus kein Fleisch und trinken kein Bier. Buddhisten hingegen essen Hühnchen, Schwein und Fisch. Kühe sind im ganzen Land heilig und das wird auch von den Buddhisten so gesehen.


Mittlerweile bin ich bei ca. 80 Dal Bahts angekommen, und ehrlich gesagt schmeckt es mir immer noch. Auch wenn es meinem Magen solangsam zuviel zu werden scheint.
Wer als Tourist nach Nepal kommt, bzw. Kathmandu und Phokara muss auf nichts verzichten. Hier reihen sich exzellente europäische Küchen aneinander. Niemand muss auf seine Steinofenpizza, die Lasagne oder das Hüftsteak verzichten. Obwohl man bei der Fleischwahl dann doch etwas aufpassen sollte. So wie das Fleisch hier auf der Straße angeboten wird, würde ich jedem davon abraten, außer es ist in einem gehobeneren Restaurant.
Liebhaber der indischen Küche sind hier auf jeden Fall am rechten Fleck. Es gibt tausende indische Restaurants, die, soweit ich das beurteilen kann, sehr authentische Nordindische Speisen anbieten, die vorzüglich schmecken- dazu zu einem unschlagbaren Preis.
Südindisches Essen ist noch nicht allzu verbreitet, gibt es aber auch zu Haufe.

Getrunken wird in Nepal eigentlich nur Wasser. Zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser, was anderes gibt es eigentlich nicht. Wer es sich leisten kann, gönnt sich aber auch mal einen Schluck des Khukuri- Rums oder des Everest- Whiskeys- beides sehr gute Alkoholika.
Auch das Bier ist vortrefflich. Ob Everest, Nepal Ice oder Gurkha allesamt schmecken super, wenn sie auch im Vergleich zu allem anderen ungemein teuer sind.

Wer also nach Nepal kommt, sollte sich keine Hoffnung auf kulinarische Highlights der nepalesischen Küche machen. Allerdings ist es gute Erfahrung, da man hier wirklich das „einfache“ Essen der Bevölkerung zu „spüren“ bekommt, und auf Schlemmerreise durch die ganze Welt, vor allem durch Indien, kann man hier sehr gut gehen.
Europäisches Essen ist allerdings vergleichbar teuer im Folgenden habe ich mal ein paar Exemplare rausgesucht, damit man sich hier die Preislage etwas vorstellen kann. Alle Preise beschränken sich auf Thamel, wo gesagt werden muss, dass es die mit Abstand teuerste Gegend ist.  1€ entsprechen ca. 125 NR

- Dal Baht: 250NR  (in Hattigauda ca. 100, dabei sei gesagt, dass man dabei immer soviel bekommt wie man will, hat man seinen Teller leer, ist aber noch nicht satt bekommt man noch eine Portion)
- Momos: 150 NR (Hattigauda 60)
- Bier: 250-400 NR
- Pizza: 400-550 NR
- Chowmein: 200 NR
- indische Platte: 150-500 NR (das gibt es in allen Ausführungen, von der einfachen, sehr zu  empfehlenden Weise bis hin zum Edellokal)
- Burger: 120- 450 NR (auch hier gilt das gleiche)
- 1 Liter Wasser: 20 NR
- Cola: 60 NR
- Zigaretten: 110 NR



Wochenrückblick:

Ende letzter Woche kamen zwei ehemalige Freiwillige aus Singapur, die dem Waisenhaus jedes Jahr ein Besuch abstatten. Sie brachten Kleidung mit, und die Kinder strahlten über beide Ohren als sie in ihre neuen Tshirts und Hosen schlüpften.
Außerdem luden sie uns Samstagabend in ein Restaurant ein. Da die Kinder sonst nur Dal Bhat essen schaufelten sie dort Unmengen in sich herein. Momos, Chowmein, Chicken Sizzler und Pizza. Wobei man die Pizza nicht als solche identifizieren kann.
Den Kindern hat es  jedenfalls geschmeckt und so aßen sie tonnenweise mit Ketchup übergossene Pizza. Kein Wunder, dass am nächsten Tag alle Bauchschmerzen hatten….

Da Pardip seine Zahnbürste nicht finden konnte, kam er dann schließlich, Rotz und Wasser heulend, auf mich zu. Da ich aber keine neue parat hatte, lieh im kurzerhand Dilip, seine zweite Hälfte, seine Zahnbürste und am nächsten Tag bekam Pardip dann schließlich eine neue. Seither ist er wieder der erste der zum Zahnpasta holen ansteht.
Ein weiterer sehr herzzerreißender Moment war am Sonntag, als Dilip mir versuchte zu erklären, dass er traurig war heute, da er dachte ich sei heimgeflogen. Dabei war ich nur den Tag über mit Sha in Thamel und genoss Bier und Kaffee. Als ich ihm dann sagte, dass ich noch 4 Wochen hier bin, war er beruhigt und freute sich wieder J
Am Montag ging ich mit Jeevan, meinem Shopkeeper, einen Ausflug machen. Eigentlich war geplant in den Shivapuri- Nationalpark im Norden Kathmandus zu gehen, aber da es den ganzen Tag und die Nacht über furchtbar geschüttet hatte, viel das ins Wasser. Also keine Leoparden zu Gesicht bekommen…. Dafür ging es auf eine andere Route, bei der wir, einige Sachen abklapperten, die ich aber zuvor schon gesehen hatte. Da er sich so darauf gefreut hatte sagte ich ihm davon aber nichts… Als ich dann zurück kam, wurde ich von Steven überrascht, einem kanadischen Freiwilligen der RCDP, der hier für die Rest meiner Zeit bleiben wird. Nicht nur das ist höchst erfreulich, er macht auch in den ersten Tagen einen super Eindruck, und so wird mir die ein oder andere langweilige Minute sicher erspart bleiben.
Diese Woche begannen die Prüfungen in der Schule und so sind die Kids die meiste zeit mit Lernen beschäftigt, und es gibt für uns eher wenig zu tun. Das Lernen besteht aus stumpfsinnigen Auswendiglernen ohne Sinn und Verstand. Fragt man sie etwas, das ein bisschen von ihren Aufschrieben weggeht, verstehen sie rein gar nichts mehr. Naja, über das Schulsystem könnte ich mich lange aufregen….
Die Prüfungen gehen noch bis Montag, dann haben die Kids Ferien bis zu meinem Geburtstag und dann brechen schon die letzten 2 Wochen für mich hier an.
Insgesamt rückt das Ende immer näher und ich weiß nicht so recht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll. Die Kinder werde ich sicherlich vermissen aber das ganze drum herum reicht mir ehrlich gesagt ;-)

Der Monsun geht weiterhin seinen Weg und nach ein paar trockenen Tagen letze Woche schüttet es jetzt wieder jede Nacht wie aus Kübeln. Die Straßen sind unbefahrbar und auch der Schulweg wird immer mehr zu einem Abenteuerweg….Sonst geht es mir gut, die Kids sind immer noch klasse und auch werde ich nachts nicht mehr durch Moskitos gestört. Wenn jetzt noch mein Magen in guter Verfassung wäre, könnte ich mich über nichts beklagen!


Nächste Woche wird es einen Post über das Waisenhaus, meine Arbeit und die Kinder geben, also keine Abstimmung dieses mal! J



 




Bipan


Nani versucht sich am Oreo Keks! 



Adip mit Pizza


Teilweise bleiben die Autos auch stecken....


O mane padme om- Pharping, südlich von Kathmandu


Sonntag, 30. Juni 2013

Sati- Witwenverbrennung in Indien und Nepal

Wir schreiben das Jahr 1750. Pabitra. 19 Jahre. Frisch verheiratet. In ihrem Bauch wächst gerade ein kleiner Junge heran. Ihr Mann? Ein Farmer. Sie leben im Grenzland zwischen Nepal und Tibet. Eine arrangierte Ehe. Pabitra ist glücklich, sie hat alles was sie braucht. Genug Essen, eine Familie und auch die Verwandten ihres Mannes sind gut zu ihr.
Dann kommt der Monsun. Eines Abends kommt ihr Mann nicht mehr von den Feldern zurück. Am Morgen erfährt sie, dass es eine Schlammlawine gegeben hat. Ihr Mann wird geborgen- tot.
2 Tage später findet das Begräbnis statt. Nach hinduistischem Brauch wird der Leichnam des Mannes verbrannt. Pabitra läuft an vorderster Front des Trauerzuges. Sie ist weiß gekleidet.
Es sind die letzten Minuten ihres Lebens. Gleich wird sie sich in den Scheiterhaufen zu ihrem Mann legen. Keiner trauert um sie. Das ist ihre Pflicht. Wird erwartet. Auch Pabitra trauert nicht. Der Tod ist eine schönere Vorstellung als das Leben als Witwe.

Was ist dieser Sati?
Der Name leitet sich ab von der Göttin Sati, die sich selbst verbrannte, nachdem ihr Vater es versäumt hatte, ihren Gatten Shiva zu einem Festmahl einzuladen. Der Ursprung der Witwenverbrennung ist aber unbekannt.
Die ersten Erwähnungen von Witwenverbrennungen finden sich in den alten indischen Epen aus dem Jahre 316 v. Chr. Diese berichten, dass sich die Frau eines indischen Generals, der in der Schlacht gefallen war, mit dem Leichnam ihres Mannes auf dessen Scheiterhaufen verbrenne ließ.
In den ersten Jahrhundert nach Christus war der Sati fest in der hinduistischen Kultur verankert. Witwen hatten denselben Status wie Aussätzige, und so zogen viele den Tod einem Leben in Schmach vor. Eine Wiederheirat war ausgeschlossen, eine Frau gehörte auch nach dem Tod an die Seite ihres Mannes. Allein der Blick bzw. die Stimme eine Witwe galt als Fluch und ihre Anwesenheit verbreitete Unglück in der ganzen Gemeinschaft.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden tausende Sati vollzogen. Oft wurden die Frauen in das Feuer gezwungen, wenn sie sich weigerten, wurden sie von dem Familienangehörigen mit Eisenstäben in das Feuer gestoßen. Viele gingen jedoch völlig freiwillig in den Feuertod.
Eine Variante des Sati war der Jauhar- die Massenverbrennung. Wenn feindliche Armeen kurz davor standen eine Stadt einzunehmen verbrannten sich tausende von Frauen und Kindern um den Vergewaltigungen zu entgehen. So geschehen in Chitorgah in Rajasthan als sich im Jahre 1535 13000 Frauen verbrannten.
Die ersten Maßnahmen gegen Sati wurden von den muslimischen Herrschern im Nordindien eingeführt. Dabei hatte die Frau vorher eine Genehmigung zu unterschreiben, dass sie freiwillig in den Tod ging. Aber auch das wurde nicht besonders gut eingehalten und so wurden Frauen zu der Unterzeichnung gezwungen.
Im Jahr 1510 ergriffen die Portugiesen strenge Maßnahmen gegen Sati. So wurden Familienangehörige, die die Frau zum Tode zwangen streng bestraft. Schon bald galt der Sati in den portugiesisch besetzten Gebieten als beseitigt.
Die Briten gingen das Problem viel langsamer an. Erst im 19. Jahrhundert verabschiedeten sie ein Gesetz gegen Sati, da die sie Angst vor Aufständen in der Bevölkerung hatten, die aber dann ausblieben. Ende des 19. Jahrhunderts versuchte ein fortschrittlicher Inder, Jang Bahadur Shah, gegen die Witwenverbrennung anzukämpfen. Er sollte aber zum Scheitern verurteilt werden, nach seinem Tod bestanden drei seiner Frauen darauf mit ihm verbrannt zu werden.

Im Jahr 1920verbschiedete der Premierminister ein Gesetz gegen die Witwenverbrennung und schwor damit den Zorn vieler Hindus hervor- auch vieler Frauen.

Aber warum? Warum haben sich die Hindus so verhalten?

Gelegentlich wurde die Ansicht vertreten, dass der Sati die Perversion eines alten Hindu- Brauches war. Hierbei legte sich die Witwe neben den Scheiterhaufen ihres Mannes und symbolisierte somit ihren eigenen Tod. Nach einiger Zeit wurde sie von den Verwandten wieder ins Leben gezogen. Der deutsche Indologe Friedrich Max- Müller hat allerdings eine ganz andere Erklärung. Laut Müller beruht der Sati auf einer Fälschung eines Sanskrit- Manuals. Ursprünglich war propagiert, dass die Witwe an der Spitze des Trauerzuges zu gehen hatte. „An der Spitze“ heißt auf Sanskrit „agre“. Durch einen kleinen Federstreich wechselten die Hindu- Priester dieses aber in „agneh“ – „ins Feuer“.
Das Fälschen von Schriften war keine Seltenheit. Die Witwen wurden Opfer eines dramatischen Betrugs.

Warum taten die Hindu- Priester das?
In ihren Augen war die Frau der Quell alles Bösen. „ Ein Mann mit einhundert Zungen, der einhundert Jahre alt werden würde, wäre nicht dazu imstande, all die Laster und Fehler der Frau aufzuzeigen.“
Sehr interessant ist, dass die Hindi- Vokabel „Prostituierte“ (randi) mit dem Hindi- Begrff „Witwe“ (randa) verwandt ist. Von der Witwe zur Prostituierten war es nur ein kleiner Schritt.
Gegen Prostituierte und Frauen in ihren Tempeln hatten die Brahmanen allerdings dann wiederum nichts.

Und heute?
Offiziell gilt der Sati als beendet. Doch es gibt immer noch mysteriöse Fälle von verschwunden Witwen. Vor allem im indischen Rajasthan. In Nepal gibt es (offiziellen Angaben nach) keinen Sati. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass in entlegenen Gebieten noch Menschenopfer gebracht werden. Selbst in Kathmandu gibt es noch Augenzeugen von Menschenopfern, die im hinduistischen Tempel Dakshankali (dem Tempel, den wir vor 2 Wochen besucht haben) vollbracht wurden.

Wir schreiben das Jahr 1705. König Yoganarendra von Patan wird vergiftet. Ein angesehener König. Seinem Volk geht es gut.
Er hatte viele Ehefrauen. Viele Kinder. Noch mehr Enkel.
Der Scheiterhaufen ist riesig. 31 seiner Frauen verbrennen sich. Die höchste Zahl die jemals in Nepal verzeichnet worden war.



Wochenrückblick:

In dieser Woche verbrachte ich viel Zeit bei Jeevan, meinem Shopkeeper um die Ecke. Wir redeten über Nepal und mit wurde einmal mehr bewusst, wie glücklich wir uns in Deutschland schätzen können.
Auch das Moskito- Problem habe ich voll in Angriff genommen und so versprühe ich jeden Abend literweiße Moskito-Killer Spray im Zimmer. Bevor ich dann ins Bett gehe, werden erstmal 20 Moskitos aufgesammelt die ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Wäre da nicht der alltäglich bis 22 Uhr andauernde Lärm, der um 5 Uhr früh wieder einsetzt, könnte ich mittlerweile echt gut schlafen. An das Bett habe ich mich gewöhnt. Am Mittwoch war wieder Spender-Tag. Da die Kinder kaum Schulbücher haben und oft keine Hausaufgaben deshalb machen können, kauften wir eine ganze Menge Bücher und bezahlten noch ein bisschen die Schulgebühr. Danke hierfür an Familie Lumpp und alle Spender!
Als ich mir dann die Schule anschaute und in eine 10. Klasse reinging, standen auf einmal alle auf und sprachen "Namaste, Sir" im Chor. Ich wusste erstmal nicht was ich machen soll und sagte halt auch "Namaste". Sie standen solange bis der Direktor ihnen sagte sie könnten sich wieder setzen.
Das Dal Baht wird so langsam zum echten Problem und mein Magen machte diese Woche nicht mehr mit, aber was will man machen, eine Alternative gibt es wohl nicht.
Ansonsten wurde mir nepalesischer Tanzunterricht gegeben, und ich lernte das ein oder andere nepalesische Curry Gericht.
Auch einige Zweifel bzw. Ungereimtheiten fallen mir mittlerweile hier auf. So wurde zum Beispiel einem jungen, der eine übel aussehende Ohrinfektion hat, einfach ein paar Ohrtropfen ins Ohr gemacht- „medicine, tomorrow better“. Von wegen. Auch als ich fragte, ob Guru immer noch ihre Medizin gegen die Stiche nimmt, fragte er mich ob sie überhaupt noch Stiche habe. Als ich ihm sagte, er solle doch einfach mal schauen, meinte er nur dass die Medizin alle ist. Puh. Bin gespannt wie sich das weiter entwickelt. Ist ja alles gut ein Waisenhaus aufzuziehen, aber da viele Horrorgeschichten kursieren halte ich hier meine Augen offen. Vertrauen tue ich ihnen nicht. Und alles was ich hier mache ist für die Kinder und nicht für seine Familie, und das ist ja das warum ich hergekommen bin.
Auch als ich eines der älteren Mädels mal zur Rede stellte warum sie einfach so die Kleinen schlägt meinte sie nur „Nepal is different“. Na dann. Als ich sie dann fragte, ob sie wollte, dass ich sie schlage, meinte sie nur in der Schule und früher wurde sie auch geschlagen.  Mittlerweile wird auch schon das nächste Mädchen zur „Polizistin“ ausgebildet. Dass man dagegen nichts unternehmen kann ist schon schwer.
Gestern traf ich mich wieder mit Sha in Thamel. Wir gingen hervorragende Pizza essen, tranken Bier und gönnten uns Eis. Den Sonntag braucht man hier wirklich.
Aber die Kids sind immer noch fantastisch. Sie sind nun so gut wie völlig aufgetaut und haben kaum Hemmungen mehr vor mir. Die Zeit mit ihnen ist wirklich superschön.


Bis dahin, und bis nächste Woche!



Pardip, Nani, Pabitra, Sarisma, Bisu


Endlich "Mensch-ärgere-dich- nicht!"



Manjary Secondary Highschool


Sangbo freut sich über neue Bücher


Dal Baht Power. 

Montag, 24. Juni 2013

Die Rolle der Frau

„ Lachfältchen um die schrägen Augen einer alten Tibeterin; der kahlgeschorene Schädel eine Brahmanen- Witwe; die tätowierten Schenkel eine verheirateten Tharu- Frau; der scchwarze Rock eine Jhapu- Bäuerin; die Löcher in den Ohren unverheirateter Mädchen;- angesichts der ethnischen Vielfalt Nepals gibt es weder ein typisches Gesicht „der“ Nepali- Frau, noch eine typische Silhouette, noch eine typische Tracht.“
Die Unterschiede variieren von Nord nach Süd. Im Terai unterscheiden sich die Frauen kaum von ihren indischen Nachbarn, im Norden weisen sie große Ähnlichkeiten mit den mongoloiden Gesichtszügen der Tibeterinnen auf.

Fast die hälfte der Nepalesinnen gehen eine von ihren Verwandten arrangierte Ehe ein. Es überwiegt die monogame Ehe, die auch gesetzlich vorgeschrieben ist, dennoch ist es in abgelegen Regionen, bzw. bei bestimmten Volksgruppen üblich, sich mehrere Frauen ins Haus zu holen. Meistens dann, wenn ein Paar keine Nachkommen hat, geht der Mann eine zweite oder auch dritte Ehe ein; häufig heiratet er dabei die jüngere Schwester seiner ersten Frau.
Bei tibetischen Volksgruppen gibt es teilweise die fraternale Polyandrie- dabei heiraten Brüder dieselbe Frau. Diese Heiratsform ist eng mit wirtschaftlichen Erfordernissen verknüpft.
Bei allen arrangierten Ehen hat die Frau wenig Mitspracherecht.
Mein Koordinator vor Ort, erzählte mit bei dem Homestay vor ein paar Wochen, dass er vor der Hochzeit 5 Minuten mit seiner Frau geredet hat (siehe Blog).
Die Heirat ist ein großer Einschnitt in das Leben der Frau. Sie verlässt das Elternhaus und zieht in das Haus des Mannes und wohnt dort mit dessen Verwandten. Oft wird auch eine Hochzeit arrangiert, bei der die Tochter in verwandtschaftliche Häuser zieht. Z.b. heiraten sie oft den Sohn der Schwester des Vaters, damit sie in den Haushalt der Tante ziehen und somit in ein vertrautes Umfeld; dort werden sie dann auch oftmals besser behandelt.
Der Kontakt mit den Eltern bleibt aber immer bestehen, besonders bei Festen und rituellen Ereignissen zieht es die Kinder zurück ins Elternhaus.

Nepalesische Frauen arbeiten vornehmlich im Haushalt. Sie sind für alles zuständig was daheim anfällt und haben oft keine gute Bildung genossen. Sie kochen, putzen, waschen, ziehen die Kinder groß, arbeiten auf den Feldern…. Durchschnittlich arbeitet eine Frau 11 Stunden am Tag (Männer ca. 3,5 Stunden weniger). Wenn das Geld des Mannes nicht reicht, muss die Frau zusätzlich in einem Laden, Tee- Shop oder als Saisonarbeiterin außerhalb ihrer Heimat Geld verdienen.

Ein großer Unterschied besteht auch bei der Religionszugehörigkeit. So z.B. zwischen dem toleranteren tibetischen Frauenbild und dem klassisch hinduistischen. Die Mehrheit der Hindu- Frauen unterhält sich nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit den männlichen Angehörigen und müssen zusätzlich eine menge Vorschriften beachten:
  1. Sie dürfen den älteren Bruder ihres Mannes nicht berühren.
  2. Sie dürfen den Namen ihres Mannes nicht aussprechen.
  3. Sie müssen gegenüber ihrem Schwiegervater ihr Gesicht verdecken.

Aber auch bei den tibetischen Volksgruppen genießen die Frauen nicht die gleichen Rechte wie die Männer. Sie dürfen zwar über eigenes Einkommen verfügen, sind aber bei der Erbfolge stark benachteiligt.

So frei sich manche Nepalesinnen im Alltag geben, so sind sie doch vom Einfluss auf den politischen Prozess praktisch ausgeschlossen. Tausende Unterkasten- Mädchen werden noch immer jedes Jahr an indische Bordelle verkauft. Ein Unterkasten Mädchen ist schwer zu verheiraten.
Es gibt aber auch die andere, die „moderne“, Seite der nepalesischen Frau. Diese leben vorrangig in und um Kathmandu. Viele Mädchen gehen zur Schule und auf die Universität. Sie sind gebildet und werden mal eine gute Arbeit haben. Wen sie heiraten dürfen, hängt von ihrer Familie ab. Aber immerhin gibt es an die 50% „Liebesehen“ in Nepal. Sie arbeiten bei der Polizei, beim Militär oder betreiben ihren eigenen Laden. Sie sind Angestellte in Büros und bei größeren Firmen.
Das Bild der Frau ist im Wandel. Zwar gibt es täglich Vergewaltigungen, aber diese tauchen in der Zeitung auf mit vollem Namen des Vergewaltigers, der dann jahrelang ins Gefängnis wandert.
Auch ist es nur noch sehr, sehr selten, dass Männer ihre Frauen töten, um eine neue Frau heiraten zu können. Falls so etwas geschieht ist es tagelang Topthema in den Nachrichten.

Dennoch, dass Mädchen in westlicher Kleidung, oder gar kurzen Röcken herumlaufen passiert so gut wie gar nicht. Junge Mädchen aus toleranten Familien tragen entweder lange Röcke, Jeans und eine normale Bluse. Viele sind in traditionelle Kleidung gekleidet.
Eine Beziehung oder sogar Sex vor der Ehe ist aber dennoch so gut wie ausgeschlossen.
In meiner Zeit bisher habe ich ein einziges Händchen haltendes Paar gesehen. Erstens zeigt man das nicht in der Öffentlichkeit und zweitens ist es oftmals verpönt einen Partner vor der Ehe zu haben.

Interessant war vor einigen Tagen die Begegnung mit einer jungen Frau in Thamel. Sie trug ein kurzes weißes Kleid und offene Haare. „Eine Prostituierte“ sagte ich mir sofort. Jeder Mann kam aus dem Laden gelaufen um sich diese Besonderheit anzuschauen, sie grinsten, tuschelten und riefen ihren Mitarbeiter heran. Entgegenkommende Männer blieben stehen, drehten sich um und glotzten ihr nach.
Frauen konnten ihren Augen nicht trauen, sie verzogen keine Mine, grinsten nicht, sondern schüttelten nur den Kopf.
Eine junge Frau, die in Europa nicht einmal auffallen würde.

Wie auch immer: Das Bild der Frau ist in Nepal stark abhängig von Bildungsstand, ethnischer Zugehörigkeit und Tradition der Familie.
Von der Gleichberechtigung sind sie aber noch hunderte Jahre entfernt, und das wird sich womöglich auch leider nur sehr, sehr langsam ändern.
Viele Frauen finden sich mit ihrem Schicksal ab, es gibt kaum Demonstrationen für Gleichberechtigung oder für die Freiheit der Frau. Vielleicht haben sie Angst vor den Reaktionen, vielleicht sehen sie es als ihr Schicksal an, vielleicht sind sie aber auch glücklich mit ihrer Rolle als Chefin des Haushaltes.

Stirbt der Ehemann der Frau, so ist es für die Witwe sehr, sehr schwer Kinder und sich selbst zu versorgen. Sie bekommen ca. 4 € im Monat vom Staat und finden kaum eine Arbeit. Zusätzlich sind sie Gehässigkeiten und starker Unterdrückung der Männer ausgesetzt. Da sie als wehrlos gelten werden sie viel öfter Opfer von Vergewaltigungen und Schikanierungen. 
Eine neue Ehe einzugehen ist grundsätzlich möglich, aber so gut wie garnicht verbreitet. 

Als weibliche Touristin muss man sich aber keinerlei Gedanken machen. Die Nepalesen sind ein so herzliches Volk; überfreundlich und freuen sich über jeden Besucher der in ihr Land kommt und sich mit ihnen unterhält. Dennoch sollte man sich der Kultur ein klein wenig anpassen und keine Hotpants, trägerlose Oberteile oder sonstiges tragen.
Wer nach Nepal kommt, sollte sich den Traditionen Bewusst sein und egal ob man es gut oder schlecht findet sich dessen soweit wie möglich anpassen.
Vergewaltigungen wie kürzlich in Indien sind in Nepal nie passiert.


Wochenrückblick:

Diese Woche passierte eigentlich nichts Spektakuläres. Wir gingen Medizin kaufen, da die Ausschläge bei zwei Mädchen zwar besser geworden aber immer noch nicht besiegt worden sind.
Die Mittage verbrachte ich meist hier, hielt Mittagsschlaf, da die Nächte dank tausender Moskitos zur Qual wurden.
In 15 Tagen soll der Monsun nun endgültig hier sein. Bisher dachte ich, dass er schon längst da wäre, ich kann mir nicht vorstellen wie es aussehen soll wenn es so richtig regnet. Bisher gab es (Stand Donnerstag) 50 Tote in Nepal durch Flut und Erdrutsche. Wenn die Regenzeit erst beginnt werden es wohl noch hunderte oder tausende mehr.
Das Wetter ist aber dementsprechend angenehm. Bei 30 Grad und meist bewölktem Himmel weht ein kleiner Wind, was die Tage und Nächte erträglich macht.
Den Kindern geht es gut, diese Woche sind auch die zwei letzten aufgetaut und haben keine Angst mehr vor mir.
Seid Donnerstag sind 2 neue Freiwillige hier, die 2 Wochen hier bleiben werden. Schlafen tun sie aber im anderen Gebäude, so habe ich weiterhin mein Zimmer für mich.
Dahl Bhat schmeckt immer noch, bin gespannt auf wie viele Dahl Bhats ich am Ende komme. Strichliste führe ich.
Am Sonntag fuhr ich zusammen mit Sha, der Freiwilligen aus Singapur, nach Bakhtapur.
Mit das schönste was ich bisher in Nepal gesehen hab. Eine uralte Tempelstadt bei der man sich um mindestens 500 Jahre zurückversetzt fühlt. Alte Backsteintempel, kaum Verkehr, ein mittelalterlicher Stadtkern und natürlich ein gigantischer Durbar Square.
Bakhtpur liegt nur ca. 15km östlich von Kathmandu und ist somit in einem Tagesausflug leicht zu erreichen und zu erkunden. Ein Muss für alle, die nach Nepal kommen und sicherlich nicht das letzte mal, dass ich dort gewesen bin…


Neue Abstimmung ist bereit: Wer sich fragt warum immer wieder „Entwicklungsland Nepal“ auftaucht – das Thema mit den zweit meisten Stimmen wird übernommen ;-)





Bakhtapur Durbar Square



Nyatapola- Tempel, Taumadi Tol- Bakhtapaur


Straßenszene in Bakhtapur



Nimar, Bisu, Pabitra, Sarisma, Durga, Nani, Guru, in Orange Pradip




Bisu, Pabitra, Pradip, Sarisma

Samstag, 15. Juni 2013

Die Gurkhas

„Durch die Dunkelheit blitzt grell Schussfeuer. Als Lal Bahadur Thapa versucht, sich den Weg durch eine Schneise zu bahnen, springt er die mit Maschinengewehren ausgerüsteten Wachtposten an und schlitzt zwei der feindlichen Soldaten mit seinem Khukri die Kehle durch. Robbend erreicht er die Anhöhe, wobei zwei weitere Männer seinem krummen Messer zum Opfer fallen.
Gurkha Lal Bahadur wird kurze Zeit später mit dem Victoria Cross, Englands höchstem Orden, für seine Tapferkeit im 2. Weltkrieg ausgezeichnet.“

Wer sind diese Gurkhas?
Namensgeber der Soldaten ist das kleine Städtchen „Gurkha“ unweit von Kathmandu.
Bis in das 18. Jahrhundert hinein war Nepal ein von hunderten Königen regiertes Reich. Bis schließlich im Jahre 1768 der König „Gurkhas“ die Tapferkeit seiner Soldaten unter Beweis stellte, und ganz Nepal eroberte und zu seinem Reich krönte.

Im Jahre 1816 setzten die Briten ihre Expansionsphase fort und eroberten weite Teile des Reiches. Die Briten sind aber so stark angetan von der Kampfkraft der Nepalesen, dass sie einen Vertrag unterzeichnen lassen, welcher besagt, Männer für ihre Kolonialkriege einziehen zu dürfen- die legendären Gurkha- Regimenter waren geboren.
Sie dienten der britischen Armee u.A. in Malaysia, Indonesien, Hongkong, Brunei und Zypern. Außerdem im 2. Weltkrieg.
Zuletzt sind die Gurkhas 1982 im Falklandkrieg ihren Ruf wieder gerecht geworden. BBC berichtete: „ Als die Gurkhas auf argentinische Stellungen vorrückten, ließ man dort die Gewehre fallen und Mörser und Maschinengewehre im Stich.“ Der einzige im Falklandkrieg gefallen Gurkha verlor sein Leben, als er nach argentinischen Minen suchte.

Das Wort Gurkha hat seinen Ursprung in der Sanskrit- Worten go, was Kuh bedeutet, und rakh, welches „Beschützer“ bedeutet. Damit wird auf die Tradition der Hindus als „Beschützer der Kühe“ hingewiesen. Doch sind nicht alle Gurkhas Hindus, die meisten von ihnen kommen aus dem entlegenen Westen bzw. Osten des Landes.
„Ayo Gurkhali!“ lautet der furchteregende Schlachtruf der wenigen Gurkhas, die einen legendären Ruf wegen ihrer Geschicklichkeit, sich im Dschungel zu behaupten, genießen.
„Wenn die Gurkhas ihre Khukris ziehen, muss Mahakals Nektar fließen“.

Im ersten Weltkrieg dienten 114 000 Gurkha Soldaten der britischen Armee, und somit fast die gesamte nepalesische Armee. Sie kämpften im Osten sowie an der Westfront, außerdem in entlegenen Gebieten wie beispielsweise Afghanistan, wo auf Grunde des Krieges Aufstände ausbrachen.
In Flandern kämpften sie gegen eine überlegene deutsche Division, und hielten deren Offensive im Alleingang auf. Dabei wurde die Einheit jedoch bis auf den letzten Mann verbraucht. Ein Gurkha kämpft bis zum Tod. Aufgeben oder Desertieren kommt nicht in Frage.

Im zweiten Weltkrieg kämpften 250 000 Gurkhas für das Britische Königreich. Vor allem kämpften sie gegen die Japaner auf dem asiatischen Kontinent. So in Malaysia und Birma, aber auch in Italien und Nordafrika. Dabei zeigte sich ihre Erfahrung des Dschungelkampfes. Die Japaner waren den Gurkhas in diesem Terai nicht gewachsen.

Nach der Unabhänigkeit Indiens, wurden die verblieben Regimenter zwischen Großbritannien und Indien aufgeteilt. Von nun an kämpften sie also auch für die indische Armee.
Heutzutage dienen 40 000 Gurkhas in der indischen Armee.
Erstmals wurden sie auch in einer Blauhelmmission im Zypernkonflikt eingesetzt.
Nach dem Falklandkrieg wurden die Gurkhas nur noch spärlich gebraucht (Bosnien, Kosovo, Golfkriege), da man aus britischer Sicht daran zweifelte weiter an ihnen festzuhalten. Die Briten sehen ihre Aufgabe in dem Friedenserhalt, und dafür sie sind die Gurkhas nicht zu gebrauchen.  So bildet man heutzutage „Gurkha- Unterstützungstruppen“ aus, die auf den Friedenserhalt ausgerichtet sind, und nicht mehr dafür da, Kriege zu führen. Nepal ist auf die Devisen der Gurkha- Regimenter angewiesen, man verdient mit ihnen ca. 25 Millionen Euro pro Jahr- neben dem Tourismus eine, der wichtigsten Einnahmequellen.
Die Gurkha- Stellen sind in Nepal heiß begehrt, sind doch die ehemaligen Soldaten die reichsten Männer des Landes. So bewerben sich pro Jahr 25000 Nepalesen auf eine Gurkha- Stelle in der britischen Armee- 270 werden genommen.
Die Ausbildung ist hart, und man gewissen körperliche Voraussetzungen mitbringen. So muss man mindestens 1,57m groß sein (was in Nepal nicht immer der Fall ist) und darf ein Mindestgewicht nicht unterschreiten (auch das nicht einfach). Eine Gewichtsobergrenze gibt es nicht, da dieses Problem nicht existiert.

Die Gurkhas von damals, gibt es heute also nicht mehr. Doch sind sie noch heute der volle Stolz Nepals. Es gibt „Gurkha- Bier“, „Gurkha- Messer“ und „Gurkha- Uniformen“ an jeder Ecke zu kaufen. „Ghorka- the pride of Nepal“ ist auf Werbeplakaten des Bieres zu lesen.

Die ehemaligen Gurkha- Soldaten, welche im 2. Weltkrieg gedient hatten, erkauften sich mit ihren Vermögen und ihrer sehr hohen Rente, kilometerweiße Land, welches sie nun wie kleine Großgrundbesitzer hüten und pflegen. Die Familien werden wohl auf Generationen die reichsten des Landes sein.


Wochenrückblick

Diese Woche verbrachte ich also wieder im Waisenhaus. Dank einiger Spenden konnten wir auf Einkaufstour gehen und u.A. 450 kg Reis, neue Matratzen und neue Kissen (nach 9 Jahren zum ersten Mal neues Bettzeug) kaufen. Danke noch mal dafür!!
Am Mittwoch bekam ich dann überraschend Besuch von Alex, mit dem ich schon in Chitwan zusammen war. Da seine Monastery Urlaub hatte, und er also nichts zu unterrichten kam er kurzerhand für 3 Nächte hierher. Wir verbrachten den ein oder anderen Abend auf dem Dach….und die Tage in Thamel bei Bier, Massage und dem Genuss einer „Nicht- Daal- Baht- Speise“.

Am Samstag konnte mit dem Rest des Spendengeldes noch ein Ausflug bezahlt werden. Wir fuhren zu einem Hindu-Tempel. Tausende Gläubige reihten sich in einer Schlange mit der ein oder anderen Opfergabe (Hühnchen, Ziegen,…). Glücklicherweise durften wir auch in den Tempel hinein und so sahen wir die Schlachtung der Tiere, die traumatisierten Hindus und bekamen sogar eine Tikha auf die Stirn und wurden gesegnet.



Papas Spende! 


Beim Barbier...


Kids spielen im Hof :-)


Ein Teil Mamas Spenden  :-)


Nach der Segnung am Hindu- Tempel 





Während der Segnung.