Freitag, 17. Mai 2013

Orientierungswoche


Eine Woche ist jetzt schon fast vergangen, und ich habe mich eigentlich schon recht gut eingelebt.
Samstagmittag kam ich mit meiner Boeing aus Muscat in Kathmandu an- der Landeanflug war schon spektakulär. Für mich als Höhenschisser so gar nicht spaßig… Bei jedem Hügel hofft man nur, dass der Kapitän den nächsten  zwischen den Wolken erkannt hat.
Ich hab es aber heil geschafft, und wurde von einem RCDP Staff am Flughafen abgeholt und zum Hostel gefahren. Das Hostel befindet sich im Stadtteil Kalinka, etwas außerhalb vom Zentrum ( Mit dem Taxi 2,5€ ), und direkt nebendran ist das Office der Organisation.
Den ersten Tag musste ich erstmal klarkommen, da nach dem schweißtreibenden Flug noch eine schweißtreibende Taxifahrt folgte…Straßenregeln gibt’s hier überhaupt keine. Kühe laufen auf den Straßen rum, jeden fährt wie er will und wenn jemand über die Straße laufen will schleicht er sich zwischen den hupenden „Autos“ hindurch. (Autos wie wir sie kennen sind das nicht…glaube keines von den Millionen Gefährten hier auf der Straße wäre in Deutschland zulässig). Nun gut, auch daran gewöhnt man sich, und man stellt erstaunt fest, dass es noch schlimmer zugehen kann, als in Südostasien!
Den ersten Tag verbrachte ich im Hostel, kaufte mir eine SIM- Karte (bin über whatts app mit meiner alten Nummer zu erreichen) und musste erstmal klarkommen.
In dem Hostel wohnen alle Freiwilligen, die bei der Organisation ein Projekt machen. So geht heut der eine, und morgen kommt der andere. Am Sonntag kam schließlich David, mein Zimmergenosse aus Pittsburgh, mit dem ich den Sprachkurs zusammen belege.
Wir zogen sofort nach Thamel, dem Touristenviertel in Kathmandu. Viele Shops, Taxis, Mopeds, Kühe, bettelnde Kinder… Ja, das ist hier das traurigste. Überall bettelnde Menschen. Alte, Kinder, Mütter, Verstümmelte… Hier mal 20 Rupien verteilt, dort mal einen 10er gegeben. Lord Buddha oder Shiva oder wer auch immer wird es schon mitbekommen haben.
Am Montag begann dann offiziell meine Orientierungswoche. Ich hatte meine erste Sprachstunde. Auch nach 4 Tagen kann ich mich mit niemandem unterhalten, aber bin wenigstens in der Lage zu sagen, dass das Essen gut war oder, dass ich in die Stadt gehe. Richtig reden werde ich das wohl nie können, aber zumindest ein paar Sätze sollten in Erinnerung bleiben.
Morgen haben wir unseren Abschlusstest, was passiert wenn wir durchfallen sei dahingestellt. Und wie ich ihn bestehen soll auch.
Vormittags hatten wir also Sprachstunde und Nachmittags zog es uns meist irgendwo hin. Einmal gingen David, Sha (eine Singapurerin?) und ich zum Kathmandu Durbar Square, dem wohl bekanntesten Sightseeingort Kathmandus. Einmal zum Patan Durbar Square, im Nachbarort Patan/ Lalitpur. Sehr, sehr schöne Orte.
Wir genossen unsere ersten nepalesischen Biere, endlich mal wieder einen Kaffee (hier gibt es morgens immer Tee mit Milch – „Dud Chiya“) oder einen sagenhaften Mangolassi.
Am Donnerstag führe uns Prakash, unser Sprachlehrer aus. Wir besuchten die Tempel Svayambunath, Boudhanath (beides buddhistische Tempel) und Phasupatinath (hinduistischer Tempel). Die buddhistischen Anlagen sind wunderschön und für 1€ Eintritt bekommt man hier sehr viel geboten. Neben wilden Affen, die hier rumhängen ist die Stupa (Der von Boudhanath ist wohl der größte der Welt) mit Buddhas alles sehenden Augen ein wahres Meisterwerk. Alles natürlich UNESCO- Weltkulturerbe- und das mit gutem Grund!  Der hinduistische kostet 10€, man darf nicht in das Heiligtum und sonst fällt man eigentlich auch nicht vor Schönheit in Ohnmacht. Die 10€ (wir mussten sie natürlich nicht zahlen) haben sie aber dennoch gelohnt…Warum? Gleich bei Ankunft gab es eine Leichenverbrennung. Der Tote wurde auf einen Holzstapel gelegt, die Familie tanzte, und weinte drum herum und zündete das Holz an… Spektakulär! Außerdem sitzen dort die berühmten Sadhus herum und kiffen sich die Birne voll. Für ein Foto muss man zahlen, aber wozu gibt es heute Zoom- Kameras!

Kathmandu an sich als schöne Stadt zu bezeichnen ist völlig falsch. Natürlich gibt es wunder schöne Ecken aber, an sich ist das Stadt im Grunde hässlich. Bevor man über eine Brücke fährt ruft einem der Fahrer zu, man soll besser das Fenster zu machen…es stinkt wie auf einer Müllhalde. Und darüber fährt man ja auch. Der Fluss ist einen großer Müllplatz. Kaum Wasser, dafür Tonnen von Müll. Und hinten dran wohnen die ärmsten, und waschen sich im Wasser… Furchtbar. Man kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, aber wenn man darüber nachdenkt, wie diese Menschen leben müssen ist das schon eine sehr traurige Sache.
Heute hatte ich meinen finalen Test den ich mit bravour und sagenhaften 74% bestanden habe J heute Mittag gehen wir noch mal auf Sightseeing, wie genau der Ort heißt habe ich aber nicht verstanden…. ;-)  
Morgen früh um 7 werde ich nach Phokara aufbrechen um die wohl schönste Trekkingstrecke der Welt abzulaufen: Den Anapurna- Trek. Yeah! Zu zweit, eine Australierin um die 40 und ich samt Guide und Träger werden uns auf den Weg ins Himalaya machen und 6 Tage lang dort wandern. Ich bete, dass das Wetter gut ist und ich einen Blick auf ein paar 8000er erhaschen kann!
Dafür muss wohl das Champions- League Finale weichen, aber da der KSC ja aufgestiegen ist, ist ja sowieso alles bestens. Und ehrlich gesagt, verliert man auch dafür hier ganz schnell das Interesse. Naja, vielleicht ergibt sich ja doch eine Möglichkeit. Wobei ich hier meistens um 20 Uhr Ortszeit im Bett liege…und um 6 Uhr aufwache…
Anschließend werde ich wohl, so wie ich das verstanden habe, 2 Tage bei einer Familie leben und dann in den Chitwan Nationalpark auf Safari gehen. Dort leben noch wilde Elephanten, Rhinozerosse, Tiger etc.
Und danach geht es 9 Wochen in das Waisenhaus.

Ich hoffe euch geht es allen gut,

Namsté Jonas 

P.S. hatte auch schon eine Schwarzwälderkirschtorte hier... nicht zu vergleichen mit daheim, aber schön süß war sie!



links das Office rechts das Hostel....




Kathmandu Bier am Patan Durbar Square!




das alles sehende Auge Lord Buddhas an der Boudhanat Stupa


Affenbaby in Phasupatinath



Blick vom Hostel auf Kathmandu, im Hintergrund die "Hills" -2700m hoch

Boudhanat



köstliche Momo's


Sadhu in Phasapatinath

10 Kommentare:

  1. Hi, schön von dir zu lesen! Was du von kathmandu schreibst, erinnert mich beim Lesen total an Indien - obwohl es bestimmt ganz anders ist in Wahrheit! Viel Spaß beim trekken. Woher kennst du die Australierin?
    Wird David dann mit dir zusammen arbeiten? Weißt du schon mehr darüber?
    Viel Spaß jetzt erstmal auf der arnapurna-route!
    Nils

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    1. Ja, wenn ich so auf die Straßen schaue, denke ich ab und zu "so muss es in Indien aussehen"... also glaube schon, dass es da große Ähnlichkeiten gibt.
      Was Sadhus bringen weiß ich nicht, aber was bringt auch wirklich was? Sie sind so eine Art Wanderprediger, Asketen, die herumlaufen und beten. Die Sadhus an den Tempeln machen daraus Geld, aber wenn man durch das Land fährt sieht man einige, die es vermutlich noch ernst nehmen!

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    2. Puh, das wird aber philosophisch! Also so ähnlich wie Jesus, nur ohne Boot und Maria im Gepäck? :P

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    3. Ja so ähnlich, direkten Nutzen haben sie vermutlich keinen :-D

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  2. Noch ne Frage: Was ist der Sinn von so einem sadhu?

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  3. Da bekomm ich schon wieder ein kribbeln im bauch so schön schreibst du..... ich bin total gespannt auf deine trekking Tour, hab mir davon mal Bilder angeschaut.... muss der Wahnsinn sein.... hab einen tollen Tag schatz und lass es dir gut gehen !!!! <3 <3

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  4. super interessant...und trotz deiner ausführlichen beschreibung kaum vorstellbar! wie fühlst du dich dort als "wohlhabender europäer"? sieht man viele ausländer? begegnen dir die menschen freundlich, misstrauisch oder offen? werden nach der verbrennung die "reste" tatsächlich auch in den fluss gekippt? ... echt spannend, welche erfahrungen du in diesem land machst!
    viel spaß beim trekken...hoffe mal, deine begleiterin ist nett und du kannst dich dann am annapurna mit ihr über australien unterhalten ;-)!! viel spaß und gute sicht!!

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    1. Ja in den Touristenzentren sind schon viele Ausländer, obwohl gerade low- season ist. Die Menschen sind großteils freundlich, aber sie verstehen es natürlich dann nicht wenn man nicht jedem Geld gibt....
      Der Müll wird sogar VOR der Verbrennung in den Fluss gekippt. Habe noch keine Müllverbrennungsanlage gesehen, aber gibt es bestimmt. Mehr zu dem Thema folgt noch... ;-)

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  5. Ich gebe zu, ich war heute früh noch nicht ganz auf dem Laufenden! Aber in der Zwischenzeit bin ich informierter, habe nachgelesen und auf youtube ganz tolle Filme über den Trail gesehen.
    Du erzählst schön und es ist alles sehr interessant. Vielleicht müsste man das alles wirklich im Leben ein Mal gesehen und erlebt haben. Mir bleibt ja noch Zeit! Und trotzdem, es kommt mir alles viel, viel fremder vor, als deine Asien-Reise. Ich hatte auch die Vorstellung, dass das Leben sehr einfach ist dort, dass die Menschen nicht viel haben, aber dass die Not und Armut so groß ist, davon hatte ich keine Vorstellung, so viele Bettler, bettlende Kinder hatte ich nicht gedacht. Das Betteln hat auch nichts mit religösen Ursprüngen zu tun, oder?
    Wie seit ihr eigentlich nach Phokara gekommen? Mit dem Bus? Reiseveranstalter bieten da nämlich einen Flug an. Neben der tollen Landschaft haben mich zwei Dinge besonders fasziniert: die Bilder der goldigen Kinder und die Hängebrücken! Da hast du dir einiges vorgenommen!!!!
    Ich denke ja, dass wir während der Tour nichts von dir hören werden - da wird es ja wohl kein Internet geben - also aufpassen, wo du hintrittst! Vor allem achte darauf, dass unter deinem Tritt immer etwas ist (siehe die Hängebrücken)!!
    Auf die Bilder freue ich mich schon und hoffentlich spielt das Wetter mit und ihr habt eine irre Sicht. Ach ja, Nils` Frage würde mich auch interessieren: Was machen die kiffenden Typen eigentlich? Beten die den ganzen Tag oder ...? Und, gibt es in Nepal noch diese Aussteiger, wie in den 70er Jahren?
    Ich drücke dich, Hansjörg

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  6. Super Bericht! Das hohe Niveau des letzten Blogs wird gehalten!! Sehr gut!!! Melde mich die Tage mit Fragen.

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