Das Waisenhaus liegt in Hattigauda, nördlich von Kathmandu.
Mit dem TukTuk braucht man zwischen 30-80 Minuten nach Thamel, je nach Verkehr
und Wasserlage auf der Straße.
24 Kinder leben hier in 3 Zimmern und 14 Betten. Die Kleinen
schlafen teilweise zu dritt in einem, die Großen haben ihr eigenes.
Außerdem wohnen hier noch Makhan (der Leiter), seine Frau
und ihr Sohn, Babu. Sie bewohnen ebenfalls ein Zimmer. Wir Freiwilligen haben
unseren eigenen Raum mit zwei Betten. Außerdem lebt hier noch die Haushaltshilfe
mit ihrem Baby. Beide schlafen in einem Zimmer der Kinder. Ob das so gut ist,
bezweifle ich, da das Baby schon teilweise mal die ganze Nacht durchschreit und
die Kids dann denke ich weniger Schlaf bekommen. Aber gut, mehr Platz gibt es
nicht.
2 Zimmer der Kinder sind in dem Gebäude des Waisenhauses,
ein weiteres im Gebäude gegenüber. Dort schlafen die älteren Jungs und drei
Kleinere.
Der Tagesablauf sieht eigentlich immer gleich aus. Morgens
um 6:45 klingelt mein Wecker, wobei ich aber meistens schon zwischen 5 und 6
wach werde. Sobald Babu, Makhan oder Anchi wach sind wird nämlich laut
rumgeschrien. Keine Rücksicht auf diejenigen die noch schlafen. Dann gibt es
erstmal einen Tee und danach werden Zähne geputzt. Morgens ist eigentlich nie
groß was zu tun, da die Kids sich für die Schule fertig machen und sie dabei
keinerlei Hilfe benötigen. Um ca. 8:30 Uhr gibt es dann Dal Bhat. Danach ziehen
sich die Kids für die Schule um und schlüpfen in ihre Uniformen. Um 9:10 Uhr
bringe ich sie zur Schule, die nur 5 Minuten entfernt liegt.
Danach habe ich Freizeit bis 15 Uhr. Meistens hänge ich
einfach nur in meinem Zimmer rum, schlafe, lese, schaue einen Film oder höre
Musik.. Ab und zu gehe ich nach Thamel oder laufe in der Gegend herum, wobei es
hier relativ wenig zu tun gibt.
Um 15 Uhr kommen die Kids von der Schule und dann wird
erstmal Hausaufgaben gemacht. Manchmal muss man sie dazu ermuntern, meistens
machen sie diese aber ohne zu meckern. Zwischendrin gibt es Tee für alle und
nachdem sie mit den Hausaufgaben fertig sind, wird meistens irgendwas
gewaschen. Schuluniform, Kleidung, Bettwäsche, oder die Kinder selbst. Das
dauert dann meistens auch noch mal so eine Stunde, womit man erst gegen 17 Uhr
mit allem eigentlich fertig ist. Dann darf (manchmal) gespielt werden. Wenn
alle gut drauf sind ist das kein Problem. Wenn aber irgendjemand von der
Familie bzw. den älteren Mädels was dagegen hat, dann wird auch gerne mal
einfach nur still auf dem Boden gesessen. Das heißt dann auch für mich, nichts
zu machen. Um 19 Uhr gibt es noch einmal Dal Bhat, danach wieder Zähne putzen
und danach gehe ich meistens ins Bett. Die Kids sind oft länger auf und wenn
ich nachts aufs Klo gehe sehe ich oft wie sie bei brennendem Licht schlafen.
Die Tage gestalten sich hier also meistens exakt gleich.
Selten gibt es Abweichungen von der Norm.
Ein Problem ist das Wasser bzw. der Strom. Da die Kinder
(warum auch immer) nicht befugt sind an den Wasserhahn zu gehen bleibt nur die
Regentonne auf dem Hof. Dort wird gewaschen, Zähne geputzt und Geschirr
gespült. Zu trinken haben die Kids relativ wenig. Und wenn dann kein sauberes
Trinkwasser. Das bekommen sie nur von mir. Warum das so ist braucht ihr mich
nicht zu fragen. 19 l Wasser kosten 50 Rupien, also NICHTS!!!
Das Leben im Waisenhaus ist wie eine kleine Gemeinde. Es
besteht eine Hierarchie und jeder weiß was seine Aufgaben sind. Makhan und
Anchi sind die Chefs. Was sie sagen wird gemacht, ohne wenn und aber. Dabei
verhalten sie sich nicht wie Ersatzeltern sondern eher wie Lehrer (nepalesische
Lehrer). Liebe oder Zärtlichkeit erfahren die Kinder so gut wie gar nicht.
Danach kommen die Freiwilligen. Wir dürfen den Wasserhahn
benutzen und eigentlich so gut wie alles machen, solange wir die Kids nicht vom
Lernen abhalten. Oftmals sind wir aber machtlos, da die Kids einfach nicht
spielen dürfen, aus welchen Gründen auch immer.
Sonderrechte genießt auch Babu. In gewisser Weise
verständlich, da er das eigene Kind ist.
Danach kommen die älteren Jungs und Mädels, die auch den
Wasserhahn benutzen dürfen, und verschiedene Aufgabenbereiche auszufüllen haben
(dazu später mehr).
Ganz unten sind die Kids. Die eigentlich keine Rechte haben.
Sie müssen das machen, was die stärkeren von ihnen verlangen. Machen sie das
nicht, setzt es was.
Dann gibt es noch die Köchin. Sie benutzt die Toilette der
Kinder (die höllisch stinkt), ein Plumpsklo im Hof. Sie schläft im Zimmer der
Kids, kocht und putzt, darf aber auch den Wasserhahn benutzen.
Kühlschrank und alles Weitere gibt es natürlich nicht. Wir
Freiwilligen essen meistens in der Küche an einer Art Tisch. Die Kids auf dem
Boden in ihrem Zimmer.
Es laufen einige Dinge nicht so rund…So bekommen die Kinder
z.B. kein normales Trinkwasser, das eigentlich nur 30 Cent pro 20 Liter kostet.
Die Schule in die sie gehen, ist nicht so gut wie Makhan es behauptet, denn
keines der Kinder kann eigentlich Englisch. Die älteren ein bisschen, die
Jüngeren überhaupt nicht. Und dort
werden alle Fächer auf Englisch unterrichtet…Im Grunde ist es ja eine gute
Sache ein Waisenhaus aufzumachen, auch wenn einige gespenstische Geschichten im
Umlauf sind glaube, ich eigentlich, dass Makhan es gut meint. Aber etwas gut
meinen und es auch gut machen sind zwei verschiedene paar Schuhe.
Nun ein paar Infos zu den Personen:
Makhan, Anchi, Babu,:
Makhan ist der Boss. Anchi seine Frau und Babu der Sohn. Makhan gibt
sich relativ seriös, ist aber ein komischer Typ. Trauen kann man ihm nicht.
Alle drei sind der Grund warum man morgens nicht länger als 6 Uhr schlafen
kann, da sie, sobald aufgewacht, rumschreien und damit alle anderen zum
Aufstehen bringen. Anchi spricht kein Wort Englisch und so ist es schwer sich
mit ihr zu unterhalten, zu uns Freiwilligen ist sie freundlich, aber man könnte
sie auch als „falsch“ betrachten.
Babu ist im Grunde ein guter Junge. Leider nimmt er immer
mehr Züge seiner Eltern an, spielt aber mit den Kids und ist im Grunde total
nett. Neben ihm zu essen ist jedes mal ein Highlight, da er schwitzt und stöhnt
und alles was dazugehört. Auch optisch nähert er sich immer mehr seinem Vater
an, und da der seine Hosen gerne über dem Bauchnabel trägt, macht es Babu ihm
nach….
Ashmita, Anita, Pooja: Die älteren Mädels. Ashmita muss man
klar von den zwei anderen abgrenzen. Sie ist total nett und freundlich und
spielt sich überhaupt nicht gegenüber den Jüngeren auf. Anita und Pooja
sind die Sheriffs. Von den Freiwilligen
werden sie nur als „evil“ angesehen. Was vielleicht ein bisschen zu hart ist,
aber oftmals zutrifft, da sie häufig aus Spaß die kleinen schlagen und mobben.
Anita ist noch etwas zahmer, aber Pooja sieht man schon am Gesichtsausdruck an,
dass sie keine halbe Sachen macht.
Chandramon, Adip, Chandra: Die ältesten Jungs. Super nett,
höflich, witzig und ganz normale Jugendliche wie es sie in Deutschland auch gibt.
Sie wohnen im anderen Gebäude, und so sind sie selten hier, aber besonders Adip
kommt gerne herüber um mit den Kleinen zu spielen.
Nirat, Purna: Auch sie wohnen im anderen Gebäude sind 12 und
13 Jahre alt, aber nicht ganz so gut drauf wie die anderen Jungs. Nirat würde
gut zu Pooja passen. Gerne schlägt er mal zu, spielt sich auf und nervt mich im
Grunde nur. Auch mit dem lügen hat er es gerne.
Purna ist ein Energiepaket. Wenn er hier ist, macht er
Liegestützen, Breakdance und andere Sachen. Auch er ist eigentlich super nett,
aber entwickelt sich immer mehr zu einem Nirat. Wir hoffen, dass das nicht
zutrifft.
Die folgenden Kinder sind so geordnet wie sie in einem Bett
schlafen:
Guru, Neemar, Sarisma: Die schüchternsten von den Mädchen.
Guru und Neemar sind die Mädchen mit den starken Ausschlägen. Wenn man sich
neben sie setzt stehen sie meistens auf, lachen und rennen weg. Sarisma ist
super still und taut nur selten auf. Wenn, dann aber richtig. Oft ist sie
weniger gut gelaunt und weiß nichts mit sich anzufangen. Guru und Neemar sind
ein Team, die alles zusammen machen.
Dilip, Pardip, Sujan: Drei weltklasse Typen. Sujan, auch er
ein Energiepaket, tanzt und rennt die ganze Zeit herum. Ab der ersten Sekunde
hat er keinerlei Hemmungen, und obwohl er stark unterlegen ist, lehnt er sich
gegen die Mädels auf. Pardip ist ein super süßer kleiner Junge, von der Statur
her ein Turner. Und so turnt er auch überall herum (auf mir, auf dem Bett) und
ist nur selten zur Ruhe zu bekommen.
Dilip ist sein kongenialer Partner. Die beiden sind
unzertrennlich, auch wenn sie sich gelegentlich schlagen. Die Zahnbürsten
werden geteilt, wenn einer sie nicht finden kann und gespielt wird auch
meistens zusammen.
Mit Dilip habe ich wohl am meisten zu tun, er wird von den
Mädels am meisten geschlagen und gemobbt, und ist eigentlich der Fröhlichste
hier im Haus.
Bijog, Bisu, Bipan: Alle drei sprechen eigentlich eine
andere Sprache. Bijog und Bisu sind Geschwister, die erst vor 3 Monaten hier
ankamen, die sicher aber mit den anderen verständigen können. Bijog passt auf
seine Schwester auf, und wer nicht gut zu ihr ist, dem wird auch mal eine
reingehauen. Bisu ist sagenhaftes Mädchen. Die süßeste von allen, immer gut
drauf, rennt herum und obwohl sie erst vor kurzem hier angekommen ist, und
dabei noch die Jüngste ist, merkt man es ihr überhaupt nicht an.
Dagegen Bipan. Er spricht die Sprache der anderen nicht,
kann sie nur verstehen und unterhält sich eigentlich nur mit Bijog. Auch er kam
erst vor gut 1-2 Monaten hier an und ist unfassbar schüchtern. Solangsam taut
aber auch er auf. Um ihn mach ich mir am meisten Sorgen, da er ein Außenseiter
ist und außerdem eine seltsame Ohrinfektion hat. Zum Arzt geht aber niemand mit
ihm.
Dukshya, Durga, Pabitra: Dukshya ist das wohl stillste Mädchen
überhaupt. Selten redet sie, ob sie jemals was zu mit gesagt hat weiß ich
nicht. Aber sie ist super lieb, hilft den anderen und steckt lieber zurück
bevor ein anderer etwas nicht bekommt.
Durga ist die älteste der „kleinen“. Sie wird von Pooja und
Anita gerade zum Sheriff ausgebildet. Auch sie ist nicht schlecht im lügen….
Pabitra ist alles in einem. Schüchtern, Frech, Witzig,
energiegeladen…aus ihr werde ich nicht so richtig schlau, aber auch sie ist
einfach super.
Sangbo, Buddi, Subash: Die drei kleinen Jungs, die im
anderen Gebäude wohnen. Sie kommen nur zum Spielen rüber, aber dann richtig.
Sangbo ist, wie der Name schon klingt, ein Riesenbaby.
Genial wie er lispelt und ordentlich Speck auf den Rippen hat (als einziger). Er ist relativ groß aber der
Schein trügt bei ihm gewaltig.
Buddi ist genial. Er verarscht die Mädels, macht sich nichts
aus ihnen, da die älteren Jungs ihn eh beschützen.
Subash spricht mit Abstand am besten Englisch und hat so
allerlei Späße auf Lager. Sehr sehr selten ist er mal nicht gut drauf.
Didi und Nani: Die richtigen Namen weiß ich nicht. Alle
nennen sie Didi (ältere Schwester) und Nani (jüngere Schwester). Im Grunde ist
Didi die Haushaltshilfe. Sie kocht, putzt, etc. und schläft in einem Zimmer der
Kids.
Nani ist ihr Baby. Gerade mal ein Jahr alt, und vor 2 Wochen
hat es seine ersten Schritte gemacht… Super süß. Windeln trägt es keine und so
findet man gerne mal den ein oder anderen Haufen auf dem Flur. Alle Kids
kümmern sich aber prächtig um die Kleine.
Im Grunde bin ich von den Kids begeistert. Ob ich einen
Liebling habe ist schwer zu sagen, es gibt aber sicherlich ein paar die ich
„weniger“ leiden kann. Obwohl ich denke, dass eigentlich alle super nett sind;
nur das manche zu selten zeigen.
Sie sind der einzige Grund warum ich hier solange bin. Wären
sie nicht so klasse, hätte ich vielleicht schon das Projekt gewechselt, da ich
Makhan eigentlich echt nicht leiden kann.
Jeder Tag ist super mit ihnen und bin echt dankbar die
Erfahrung durch sie gemacht zu haben. Manchmal kann man es nicht glauben, was
solche Kinder durchmachen müssen. Verbrochen haben sie sicherlich nichts.
Wie sie die Mäuler aufreißen wenn man mit Trinkwasser
rauskommt oder wie sie strahlen, wenn man ihnen etwas Süßes gibt.
Mittlerweile bedanken sie sich auch alle ganz artig bei mir.
Am Samstag „feier“ ich ein kleines bisschen meinen
Geburtstag hier. Ich werde deutsches Frühstück machen und einen Kuchen kaufen.
Sonst sollen die Kinder einfach Spielen.
Diese Woche scheint wohl die beste zu werden, da die Kids
Ferien haben und Makhan & Anhang bis Freitag nach Hause gefahren sind. Wir
sind somit allein mit Didi und lassen die Kids sich mal so richtig austoben. Es
gibt Süßigkeiten, Luftballons, und alles was dazugehört. Wir hoffen den Kindern
eine richtig schöne Woche machen zu können, denn auch alle Älteren (bis auf
Anita und Chandramon) sind zu Verwandten gefahren. Somit ist es relativ ruhig,
natürlich nicht in Dezibel, da die Kids wohl die ganze Zeit herumsausen werden.
In 4 Wochen bin ich schon wieder in Deutschland. Eigentlich
freue ich mich riesig, aber wenn ich daran denke, die Kinder hier alleine
lassen zu müssen wird mir angst und bange. Ich bin mir aber sicher sie in den
nächsten Jahren besuchen zu kommen; und dann geht’s auch Richtung Everest.
Wie viele Posts ich noch schreibe weiß ich nicht. Einen Abschlusspost mit Sicherheit. Sonst muss ich schauen wie viel Zeit ich finde….
P.S. nach einer schönen, da fast regenfreien letzten Woche
hat es pünktlich zum offiziellen Ende der Monsunzeit wieder kräftig angefangen
zu regnen…
Also ein weiteres Mal, bis demnächst und Namasté
Straßenverhältnisse
Adip macht Musik
Das Waisenhaus, wir bewohnen den untersten Stock
Buuuuddiiiii
Guru, Neemar, Pabitra nach Schmink und Tanzaufführung
Bisuuu und Guru